
BEACH SOCCER | GLÜCKSBRINGER SANDRO SPACCAROTELLA
Er ist so etwas wie ein Glücksbringer für das GC Beach Soccer Team. 36 Lenze zählt er inzwischen, von Müdigkeit aber keine Spur. Er läuft auch heute noch manchen jungen Kollegen im Sand des Beach Soccer-Vierecks um die Ohren. Seine Position ist defensiv angelegt, er legt den Mitspielern den Ball pfannenfertig auf oder erzielt selbst sehenswerte Treffer: Sandro Spaccarotella. Auf alle Fälle ist der Captain des Beach Soccer Teams des Grasshopper Club Zürich ein echtes Vorbild.
Er begann auf Rasen
Von Jung auf ist Sandro „Spacca“ Spaccarotella ballverliebt. Wie viele spätere Sand-Fussballer spielte er zunächst auf Rasen, mit gutem Erfolg in Erst- und Zweitliga-Teams, musste aber akzeptieren, dass er sich nur mit grösstem zeitlichem Aufwand für höhere Aufgaben aufdrängen könne. Das widerlief aber seinen Ambitionen in der schulischen Ausbildung. Sein Wirtschaftsstudium in Zürich hatte für ihn absolute Priorität. Also suchte er nach Alternativen und kam durch Beach Soccer „Grümpelturniere“, die er dann und wann im Kollegenkreis bestritt, mit der Szene in Kontakt, zu einer Zeit, da es hierzulande noch keine Klubs oder gar eine Meisterschaft gab. Aber eine nationale Auswahl nahm unter Schweizer Flagge an internationalen Events teil. Die Spieler haben sich jeweils in Zusammenzügen vorbereitet. Sandro Spaccarotella schloss sich dieser Gruppe an und fand Gefallen am Sandfussball, eine Sportart, in der in deren Heimat Brasilien 1957 erstmals professionelle Turniere ausgetragen wurden. 1995 wurden in Rio de Janeiro die ersten Weltmeisterschaften durchgeführt und ein Jahr später startete die Pro Beach Soccer Tour. In der Schweiz war Beach Soccer noch weniger als eine Randsportart, es gab noch lange Zeit keine Liga. Wer damals geäussert hätte, die Schweiz gehöre eines Tages zu den grössten Beach Soccer Nationen weltweit, wäre als Spinner gebrandmarkt worden. Dabei sind die helvetischen Sandfussballer inzwischen u.a. mehrfache Winner European Beach Soccer League, und gleich bei der ersten Weltmeisterschaftsteilnahme wurden sie Vize-Weltmeister.
Von der Nati zum GC
Seit Jahren gehört Sandro Spaccarotella der Schweizer Nati an, wo er u.a. mit Dejan Stankovic auf den Schweizer Sandfussballer von Weltklasse traf. Dieser ging zu Beginn ihres Zusammentreffens mit dem Gedanken schwanger, ein Beach Soccer Team unter dem GC Label zu gründen. Mit dem Anschluss an den Traditionsverein Grasshopper Club Zürich sollte die Gewähr geboten sein, eine längerfristig angelegte Aufbauarbeit realisieren zu können. Wie inzwischen bekannt, gelang dieses Unterfangen. GC Beach Soccer, der GC Sektion Fussball angeschlossen, wurde 2011 gegründet und nur ein Jahr später konnten die Sandhopper in der höchsten Spielklasse, der Suzuki Swiss Beach Soccer League spielen und sofort auf die Erfolgsspur einbiegen, nachdem es der „Triebfeder“ Dejan Stankovic gelungen war, den einen und anderen Crack für sein Projekt zu begeistern. Neben dem „Chef“ spielte sich auch Sandro Spaccarotella in den Vordergrund, der auch für den „Hammer“ sorgte, als er mit seinem entscheidenden Treffer die Sandhopper in ihrem ersten Jahr in der höchsten Liga zum Schweizermeister schoss. Sandro wird „Spacca“ gerufen, so wie es auf den GC und Nati-Trikots zu lesen ist. „Mein eher seltener Name wäre zu lang, als dass man ihn im Stadion lesen könnte“, erklärt der Secondo, dessen Vater als 18-Jähriger von seiner italienischen Heimat in die Schweiz zum Broterwerb gekommen ist und hier sesshaft wurde. „Spacca“ avancierte zu einem der Leistungsträger und wurde als Captain zum Vorbild auf und neben dem Sand.
Die erfolgreiche Rückkehr zum GC
Das GC Team machte Furore, ritt auf der Erfolgswelle und gewann zwischen 2012 und 2014 vier nationale Titel. Dann aber suchte Sandro Spaccarotella eine neue Herausforderung. Dass er diese bei den Basel Chargers fand, stiess bei seinen GC Kollegen nicht gerade auf Begeisterung, um dies vornehm auszudrücken. Ein Abstecher, der aber inzwischen Vergangenheit ist. Gut für GC. Denn „Mister GC Beach Soccer“ Dejan Stankovic und den übrigen GC Nati-Cracks gelang es, den „verlorenen Sohn“ auf Beginn der Saison 2018 zurück zu lotsen. Mit „Spacca“, sofort wieder mit dem Captain-Amt betraut, kam auf Anhieb der Erfolg zurück ins GC Team. Nach einer enttäuschenden Saison 2017 wurden die Blau-Weissen heuer Cupsieger und schrammten nur knapp am Meistertitel vorbei. „Dass wir das Double verpasst haben war schon eine mittlere Enttäuschung, vielleicht sogar ärgerlich. Wir werden aber in der nächsten Saison wieder angreifen“, verspricht Spaccarotella. Auch mit der Nati verfolgt Spaccarotella grosse Ziele, u.a. auch an den European Games 2019 in Minsk, eine Art europäische olympische Spiele, für deren Teilnahme sich die Schweizer anfangs September qualifiziert haben. Dort soll dann auch die an den letztjährigen Weltmeisterschaften auf den Bahamas erlittene Enttäuschung vergessen gemacht werden, als das Schweizer Team in den Viertelfinals in der Verlängerung unglücklich gegen Iran ausgeschieden ist.
Solange die Füsse tragen
Spass hat „Spacca“ auch heute noch, der nicht nur im GC Team sondern auch in Italien engagiert ist. Weil er als selbständiger Finanzberater die für die Ausübung seines Sports nötige Zeit relativ flexibel „freischaufeln“ kann, wird man ihn weiterhin im Sand-Viereck antreffen, solange ihm die körperliche Konstitution dies ermöglicht. Schliesslich hat Beach Soccer auch eine weitere reizvolle Komponente, nämlich den Auftritt an schönen Destinationen rund um den Erdball. Ob zum Beispiel in Catania, Lignano, Terracina, Ravenna oder Jesolo (alle Italien), Mallorca, Torredembarra oder Sanxenxo (alle Spanien), Nassau (Bahamas), Baku (Aserbaidschan), Al Jadida (Marokko), Dubai (VAE), Athen (Griechenland), Moskau (Russland), um nur einige Austragungsorte zu nennen, macht es überall riesigen Spass, im Sand vor mehr oder weniger grosser Zuschauerkulisse seinem Sport frönen zu können. Und nicht zu vergessen in der Wiege des Beach Soccer, an der Coppacabana, wo die Teams von gegen 20'000 Zuschauern angefeuert werden. Und weil die Beach Soccer Spiele in mehrtägigen Events ausgetragen werden, brauchen die Teams meist auch eine Vorbereitung, sprich eine frühere Anreise, sodass die Spieler Gelegenheit haben, die Top-Destinationen näher erkunden zu können. Aber auch in der Schweiz spielt er gerne, vor allem auch in Spiez, wo die Teams jeweils in einer tollen Beach Soccer Arena auftreten können und auch dieses Jahr die Finalspiele ausgetragen wurden. Dagegen ist die GC Trainingsanlage in Zürich, direkt neben einer Autobrücke gelegen, schon eher gewöhnungsbedürftig. Es soll aber nicht geklagt werden soll, denn wichtig ist, dass das GC Team überhaupt ein Trainingsgelände hat. Feudaler geht es da schon in Basel zu, dem Trainingsort der Schweizer Nati, wo dem Team ganzjährig die einzige Beach Soccer Halle in der Schweiz zur Verfügung steht.
Bleibt zu hoffen, dass Sandro «Spacca» Spaccarotella noch lange der GC Glücksbringer sein wird.
Eugen Desiderato