GC INSIDER: Malik, Dein Team ist vor wenigen Tagen LNB-Meister geworden. Wie fühlt sich das an?
Malik Bajo: Das ist ein mega tolles Gefühl. Wir sind nicht nur mit einem sehr jungen Team angetreten, sondern haben auch einen neuen Coach – und am Ende ist alles aufgegangen. Es macht uns alle unglaublich stolz, dass wir uns durchsetzen konnten, obwohl die Voraussetzungen schwierig waren.
Habt Ihr den Titel gebührend gefeiert?
Und wie! Nach dem Spiel feierten wir noch lange in der Halle, anschliessend noch länger in der Garderobe. Irgendwann gingen wir dann essen und tauchten ins Zürcher Nachtleben ein.
Du hast es angesprochen: Der Titel kommt überraschend. Der Auftrag an den neuen Coach Nemanja Kovačević war, die jungen Spieler weiterzuentwickeln, damit man in zwei, drei Jahren wieder vorne mitspielen kann.
Ja, und diesen Auftrag hat Nemanja auch konsequent umgesetzt. Wir jungen Spieler haben während der ganzen Saison viel Spielzeit bekommen und immer wieder die Chance erhalten, unsere Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Wir sind eines der jüngsten Teams der Liga. Wir haben mehrere Spieler mit Jahrgang 2004 und 2005, die erst auf diese Saison hin von der Academy ins LNB-Team gewechselt haben. Auch für mich war dies erst die zweite LNB-Saison und meine erste Saison als Starter. Letztes Jahr musste ich meinen Fokus noch auf meinen Lehrabschluss legen.
Welches Ziel habt Ihr ausgegeben, als klar war, dass Ihr die Playoffs erreicht habt?
Persönlich habe ich mich weniger auf gute Resultate oder gar den Titel konzentriert. Ich habe mir einfach vorgenommen, in jedem Spiel mein Bestes zu geben. Und ich wusste: Wenn wir zeigen, was wir können, wenn wir so Basketball spielen, wie wir es auch im Training tun, dann kommt es gut. Selbstverständlich wurden wir aber mit jedem gewonnenen Spiel ehrgeiziger.
Der Weg zum Titel war kein einfacher. Bereits im Halbfinal wartete der Qualifikationssieger Lions de Genève und im Final schliesslich der Qualifikationszweite Villars Basket. Wie hast Du die Playoffs erlebt?
Im Viertelfinal gegen Basel war ich von Anfang an sehr zuversichtlich, dass wir bestehen können. Gegen Lions de Genève haben wir das erste Halbfinalspiel zwar verloren, wir spürten in diesem Spiel aber, dass wir mithalten können. Villars schliesslich spielt einen komplett anderen Basketball. Auch hier war das erste Spiel entscheidend, um zu erkennen, dass wir uns nicht verstecken müssen.
Aber es war hart. Es war die erste Saison, in der ich als Starter aufgelaufen bin. Und als Playmaker bin ich für den gesamten Spielaufbau verantwortlich. Der Druck war entsprechend gross. Trotzdem habe ich die Playoffs insgesamt positiv erlebt – auch dank des Coachs, der mich sehr gut begleitet hat.
Wie bist Du mit diesem Druck umgegangen?
Ich war sehr nervös. Und zwischendurch warf ich auch mal einen Ball irgendwo in die Luft. Aber meine Mitspieler haben mich super unterstützt, haben mir bei jedem Fehler gut zugesprochen und mich gepusht. So bin ich gut ins Spiel gekommen.
Ab wann hast Du daran geglaubt, dass der LNB-Meistertitel möglich ist?
Es war ein Auf und Ab. Zu Beginn der Saison haben wir viele Spiele verloren – da hätte ich niemals daran geglaubt. Aber als wir dann um die Winterpause herum eine sehr gute Phase hatten und sogar gegen den späteren Qualifikationssieger aus Genf gewinnen konnten, realisierte ich zum ersten Mal, dass in dieser Saison etwas drinliegen könnte. In den folgenden Wochen legten aber auch andere Teams zu, sodass wir fast bis zum letzten Spieltag um unseren Playoff-Platz kämpfen mussten, was meine Erwartungen wieder dämpfte. Wirklich an den Titel geglaubt habe ich erst, als wir das erste Finalspiel gewinnen konnten.
Was waren die Erfolgsfaktoren für den Titel?
Wir haben uns während der Saison spielerisch deutlich weiterentwickelt. Vor allem die jungen Spieler, die viel Einsatzzeit bekamen und so auf dem Feld Erfahrung sammeln und aus ihren Fehlern lernen konnten. Darüber hinaus haben wir einen extrem guten Teamgeist, der sich seit der letzten Saison sogar nochmals verbessert hat. Wir halten durch dick und dünn zusammen. Dazu zählt auch der Coach, der noch jung ist und uns sehr gut versteht. Ich bin wahnsinnig stolz auf das ganze Team und den Trainerstaff.
Welchen Anteil hat der neue Coach Nemanja Kovačević an der Entwicklung des Teams und am Titel?
Nemanja hat jahrelang auf internationalem Parkett professionell Basketball gespielt, das macht sehr viel aus. Einerseits wird er und alles, was er sagt, von allen ohne Zögern respektiert. Andererseits kann er sich gut in uns hineinversetzen. Er coacht dabei nicht nur das Team, sondern geht ganz bewusst auf jeden einzelnen ein und gibt uns in Einzelgesprächen wertvolle Tipps. Er erklärt alles sehr gut, sehr offen und bleibt dabei auch realistisch. Gleichzeitig ist er nicht verbissen, sondern locker und humorvoll. Man merkt, dass er bereits viel erreicht hat.
Was bedeutet der Erfolg für GC Basketball?
Unsere Basketball-Ligen werden sehr stark von Westschweizer Teams dominiert. Deshalb ist es speziell, dass nun endlich wieder einmal ein Team aus der Deutschschweiz einen Titel gewonnen hat. Ich glaube, dass unser Titel Auswirkungen auf die Basketballszene haben wird, nicht nur in Zürich. Man wird den Erfolg in der ganzen Deutschschweiz zur Kenntnis nehmen. Und auch für den Grasshopper Club im Speziellen ist der Sieg eine gute Geschichte. Vielleicht zieht dies weitere talentierte Spieler an. Dazu kommt ja, dass auch die U16 und die U18 von GC Basketball ihre Saison jeweils mit dem hervorragenden 2. Rang abgeschlossen haben. Ich glaube, dass der Club eine strahlende Zukunft vor sich hat.
Was sind Deine Ziele für die nächste Saison?
Ich will mich auf meiner Position weiterentwickeln, meine Fehler minimieren und so das Team noch besser unterstützen. Ob das, falls sich der Club für den Aufstieg entscheidet, in der LNA sein wird oder weiterhin in der LNB, ist zweitrangig – Hauptsache, ich kann viel lernen.
Maurice Desiderato