GC INSIDER: Willkommen zurück in Zürich, Marta! Was hat den Ausschlag dafür gegeben, nach zwei erfolgreichen Jahren in der Bundesliga wieder zum Grasshopper Club Zürich zu wechseln?
Marta Cazalla: Mir gefällt das GC Projekt. Ich will Teil der Vereinsgeschichte werden: Ich will mit GC den ersten Titel gewinnen und im Europacup möglichst weit kommen. Ausserdem möchte ich dem Verein das Vertrauen zurückzahlen, das er mir bei meiner Ankunft im Jahr 2021 entgegengebracht hat und das er mir bis heute entgegenbringt. Zu GC zu kommen, war das Beste, was mir passieren konnte – sowohl für meine Zukunft wie auch für mein Privatleben.
Du bist bereits mit 17 Jahren für Atlético Madrid in der Liga F aufgelaufen, hast in Spanien Titel gewonnen, internationale Erfahrung in der Champions League gesammelt und zuletzt in Hoffenheim überzeugt. Welche Station Deiner Karriere hat Dich sportlich und menschlich am meisten geprägt – und warum?
Den Tag meines Debuts bei Atlético Madrid werde ich nie vergessen. Ich durchlief bei meinem Heimatverein alle Jugendmannschaften, bis ich mir mit dem Debut schliesslich den Traum eines jeden Mädchens, das bei diesem Verein anfängt, verwirklichen konnte. Besonders emotional war es, weil mein Vater wenige Monate zuvor gestorben war. Mit dem Debut konnte ich mein Versprechen einlösen: für den Verein seines Lebens in der ersten Mannschaft spielen. Auch die folgenden Titelgewinne bleiben unvergesslich. In diesen Moment habe ich mich meinem Vater immer besonders nahe gefühlt.
In besonderer Erinnerung bleibt mir auch ein Champions-League-Spiel gegen den VfL Wolfsburg, der damals einer der besten Vereine Europas war. Ich träumte davon, eines Tages in der gleichen Liga zu spielen. Schliesslich habe ich es tatsächlich in die Bundesliga geschafft und wurde dort zu einer der besten Verteidigerinnen der Liga gewählt.
Was unterscheidet die Bundesliga, die spanische Liga und die AXA Women’s Super League am meisten – sportlich wie auch im Umfeld?
Es sind Ligen mit unterschiedlichen Charakteristiken und Philosophien. In Spanien ist die Liga sehr technisch und legt viel Wert auf Ballbesitz. In Deutschland ist das Spiel insgesamt körperlicher und direkter, obwohl es auch da Mannschaften gibt, die den Ballbesitz pflegen. Es sind zwei Ligen mit sehr hohem Wettbewerbsdruck. Die Super League hingegen ist eine Liga in der Entwicklung, in der sich jedes Jahr Verbesserungen zeigen. Die Mannschaften werden immer wettbewerbsfähiger und versuchen, mit anderen, stärkeren Ligen mitzuhalten. Die Super League ist auf dem richtigen Weg. Sie hat noch viel Potenzial.
Aufgrund Deiner Persönlichkeit, Qualität und Erfahrung bezeichnet Dich Präsident Heinz Spross als «Leaderin». Was bedeutet für Dich Führungsqualität auf und neben dem Platz?
Ich bin hierhergekommen, um meine Erfahrungen, insbesondere mit den jüngeren Spielerinnen, zu teilen und ihnen zu zeigen, wie man ein hohes Wettbewerbsniveau aufrechterhält. Ich möchte eine Vorbildfunktion übernehmen und Disziplin und harte Arbeit vorleben. Dabei stütze ich mich auf meine Erfahrungen aus der Bundesliga, wo ich meine bisher beste Leistung gezeigt habe.
Deine Erfahrung und Führungsqualität werden gerade auch in den internationalen Spielen im Europa Cup wichtig sein. Nun habt die erste Runde gegen BIIK Schymkent erfolgreich überstanden. Was glaubst Du, was mit Eurem Team im Europa Cup möglich ist?
Das Team arbeitet sehr gut. Gegen BIIK haben wir über zwei Spiele hinweg auf einem sehr hohen Niveau gespielt und sind deshalb auch verdient in die nächste Runde eingezogen. Mit Ajax Amsterdam wartet jetzt ein sehr starker Gegner, gegen den wir noch härter arbeiten müssen, um zu gewinnen. Aber wir glauben an uns und sind zuversichtlich, dass wir in die nächste Runde einziehen können.
Zum Abschluss: Wenn Du an die kommenden Monate denkst – was wird Euch erwarten?
Es stehen schwere Ligaspiele und auch die nächste Europapokalrunde gegen Ajax Amsterdam auf dem Programm. In dieser Phase müssen wir sehr hart arbeiten, uns dann aber auch immer wieder so gut wie möglich erholen, um für das nächste Spiel in Topform zu sein. Es werden harte Monate mit vielen Spielen, aber wir sind bereit dafür.
Maurice Desiderato



