GC INSIDER: GC Rudern und GC Unihockey bieten beide sowohl Leistungs- als auch Breitensport an. Wie ist bei Euch das Verhältnis von Breiten- und Leistungssport?
Michael Strumpf (GC Unihockey, Ressort Breitensport): Bei GC Unihockey haben wir aktuell fünf Leistungs- und vier Breitensport-Nachwuchsteams, dazu das Herren 1 (L-UPL), Herren 2, eine Plauschmannschaft und diverse Juniorenteams. Unser Fokus liegt klar auf dem Leistungssport. Wir wollen Talente fördern, den Spielern optimale Entwicklungsmöglichkeiten bieten und GC Unihockey dauerhaft unter den Top 5 der Schweiz etablieren. Unser Ziel ist es, dies mit Spielern zu erreichen, die in der Schweiz und im Idealfall bei GC ausgebildet wurden. Gleichzeitig ist uns wichtig, dass auch im Breitensport Spieler eine sportliche Heimat finden. Wer die Leistungskriterien nicht erfüllt, soll trotzdem stolz die GC-Farben tragen können und Teil der GC-Familie sein. Leistungssport und ambitionierter Breitensport stehen bei uns nicht in Konkurrenz, sondern ergänzen sich.
Michel Rebonati (GC Rudern, Ressort Leistungssport): Auch GC Rudern fokussiert auf den Leistungssport. Etwa 50 Mitglieder sind Leistungssportler, rund 100 sind Breitensportler, die mehr oder weniger regelmässig trainieren oder mittlerweile passiv sind und nur an Anlässen teilnehmen. Bei uns ist es so, dass fast alle Breitensportler früher im Leistungssport ausgebildet wurden. Manche wechseln nach ihrer Juniorenzeit direkt in den Breitensport, andere steigen ganz aus und kommen später als Breitensportler wieder zurück. Quereinsteiger, die gleich als Breitensportler mit dem Rudern beginnen, gibt es selten. Einer davon ist Herbert.
Herbert Spitzer (GC Rudern, Ressort Breitensport): Genau, ich habe vor dem Rudern Handball gespielt – als Leistungssportler. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es für Quereinsteiger schwieriger ist, in einem Team unterzukommen: Man sitzt ja in der Regel in einem Zweier-, Vierer- oder Achterboot und diese Teams etablieren sich über Jahre.
Im Breitensport stehen die Freude an der Bewegung, Geselligkeit und Gesundheit im Vordergrund, während im Leistungssport in erster Linie nach sportlichen Höchstleistungen gestrebt wird. Der Leistungssport verfolgt ganz andere Ziele, hat ein anderes Budget zur Verfügung und stellt andere Anforderungen an die Trainer als der Breitensport. Wie bringt man als Verein Leistungs- und Breitensport unter einen Hut?
Herbert Spitzer: Da bei uns der Übergang fliessend ist, klappt das bei GC Rudern sehr gut. Der Zusammenhalt ist bei uns sehr gross, gerade weil wir so viele langjährige Mitglieder haben, die einst als Leistungssportler begonnen haben. Sie verstehen die jungen Profis und unterstützen sie. Die verschiedenen Generationen, aktive und passive Mitglieder treffen immer wieder aufeinander, beispielsweise beim Znacht im Bootshaus, bei Anlässen oder bei Rudertouren im Ausland.
Michel Rebonati: Bei GC Rudern hat es einzelne Personen wie Herbert, die vieles anreissen und aktiv mit anpacken. Das braucht es natürlich für einen reibungslosen Ablauf. Und weil die Breitensportler aus dem Leistungssport kommen, wissen sie auch, wann sie beispielsweise Rücksicht auf die Leistungssportler nehmen müssen. Auch von der Planung her schauen wir darauf, dass man Breitensport-Events nicht zeitgleich mit Regatten der Leistungssportler durchführt. Auch zeitlich mögen wir gut aneinander vorbei: Unter der Woche trainieren am Abend die Leistungssportler, am Morgen eher die Breitensportler. Wir helfen einander aber auch immer wieder aus, sei das mit Booten oder anderen Materialien. Das funktioniert nicht nur GC intern, sondern auch Clubübergreifend: Wenn die Clubs links und rechts zur selben Regatta fahren, können wir den Bootstransport mit ihnen koordinieren.
Michael Strumpf: Auch bei GC Unihockey sind Respekt und Zusammenhalt zentral. Der Teamspirit zieht sich quer durch die ganze Sektion und über alle Altersstufen hinweg. Das haben wir auch in unserer Strategie festgehalten, im Alltag ist es jedoch immer wieder eine Herausforderung, dies konsequent zu leben. Um unsere Mitglieder näher zusammenzubringen, organisieren wir gemeinsame Aktivitäten wie das Plauschturnier am GC Day, bei dem gemischte Teams gegeneinander antreten. Spieler mit Potenzial haben jederzeit die Möglichkeit, sich auf der Leistungsstufe zu präsentieren. Während im Leistungssport physische, technische und taktische Aspekte im Vordergrund stehen, zählt im Breitensport vor allem die Bereitschaft, regelmässig und fokussiert zu trainieren. Um den Übergang vom Breitensport in den Leistungssport zu erleichtern, setzen wir in allen Nachwuchsmannschaften und im L-UPL-Team auf ein einheitliches Spielsystem
Beim Breitensport ist es bekanntlich einfacher, freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, als beim Leistungssport. Weshalb ist das so? Und inwiefern kompensiert der Breitensport innerhalb des Vereins die fehlende Freiwilligenarbeit im Leistungssport?
Michael Strumpf: Auch das Helferwesen ist bei uns durchlässig. L-UPL-Spieler leisten Einsätze an Breitensport-Anlässen und für Gross-Events sind wir auf die Unterstützung aus dem Breitensport angewiesen. Ohne dieses Engagement könnten wir weder Meisterschaftsspiele noch Veranstaltungen in diesem Umfang stemmen. Unsere Breitensportler bilden das Rückgrat des Vereins und sichern den Spielbetrieb. Beide Bereiche profitieren voneinander, so bleibt das Miteinander fair und stark.
Michel Rebonati: Auch bei GC Rudern leisten die Leistungssportler sehr viel Freiwilligenarbeit. Der Vorstand besteht zwar ausschliesslich aus Breitensportlern, aber bei der Regatta des Zürcher Regatta Vereins, bei der UNI-POLY-Regatta auf dem Zürichsee oder wenn GC für die Stadt Zürich Ruderkurse gibt, helfen immer Leistungssportler mit.
Auch finanziell profitiert der Leistungssport in der Regel vom Breitensport. Wäre der Leistungssport ohne den Breitensport überhaupt tragbar?
Michael Strumpf: Leistungssport lebt von einem stabilen Fundament. Das L-UPL-Team ist unser Aushängeschild, gleichzeitig investieren wir bewusst in den Nachwuchs. Weil die Ziele unterschiedlich sind, unterscheiden sich auch die finanziellen Modelle. Leistungsteams ab U18 A müssen einen persönlichen Sponsor einbringen, die übrigen Mannschaften arbeiten mit einem Torsponsoring. Zusätzlich übernehmen Leistungsspieler gewisse Mehrkosten selbst. So entsteht ein transparentes, faires und nachhaltiges Modell. Der Breitensport schafft die Basis, der Leistungssport gibt Orientierung und Identifikation zurück. Beides ist eng miteinander verbunden und aus unserer Sicht nur gemeinsam langfristig tragfähig.
Herbert Spitzer: Bei GC Rudern wird ein Grossteil des Geldes in den Leistungssport gesteckt. Den Breitensport braucht es natürlich für die Querfinanzierung. Da fast alle unserer Breitensportler früher auch davon profitiert haben, sind sie gerne bereit, dem Verein so wieder etwas zurückzugeben. Durch die langjährigen Mitgliedschaften funktioniert das ganz gut, es gibt viele Passive, die mit ihren Beiträgen unter anderem die Infrastruktur finanzieren. Einige der älteren Mitglieder übernehmen zudem Patenschaften für junge Leistungssportler und unterstützen diese damit finanziell.
Umgekehrt profitiert der Breitensport häufig von der medialen Präsenz des Leistungssports. Beispielsweise nach einer EM oder WM, die im Fernsehen übertragen wurde, steigt die Mitgliederanzahl eines Vereins derselben Sportart häufig an. Ist das auch beim Rudern und beim Unihockey zu beobachten?
Michel Rebonati: Die Fernsehpräsenz ist beim Rudern nicht allzu gross, Olympiateilnahmen oder Weltmeisterschaften werden mittlerweile aber live übertragen. Das merkt man schon ein wenig, allerdings ziehen solche Übertragungen nicht unbedingt unser Zielpublikum an. Wir setzen daher eher auf Mund-zu-Mund-Propaganda und holen den Nachwuchs direkt in der Schule ab. Ausserdem geniesst GC Rudern weit über die Landesgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf. Deshalb kommen auch Leistungssportlerinnen und -sportler zu uns, die aus der Romandie oder aus den USA hierherziehen, um zu studieren.
Michael Strumpf: Das gesteigerte Interesse nach einem Grossanlass spüren wir ebenfalls. Events wie die Floorball-WM 2022 oder die U19-WM in Zürich zeigen, wie Leistungssport Begeisterung erzeugt, die direkt auf den Breitensport überspringt. Neue Mitglieder, volle Hallen und emotionale Momente stärken die gesamte Sektion. Die mediale Präsenz unterstützt diese Wirkung zusätzlich. Ab den Playoffs überträgt SRF jeweils ein Spiel live, dazu gibt es Web-Livestreams auf der swissunihockey-App und Berichterstattung über die sozialen Medien. So wird unser Sport öffentlich sichtbar und die Breitenwirkung nachhaltig gestärkt.
Gleichzeitig zieht unsere L-UPL-Mannschaft an Match-Wochenenden viele Junioren und deren Familien und Freunde in die Hardau. Die Stimmung auf der Tribüne überträgt sich aufs Feld, besonders in den Playoffs, wenn Emotionen und Energie ihren Höhepunkt erreichen.
Pamela Schefer




