GC INSIDER: Sydney, Du hast im Februar gegen Polen Dein erstes Länderspiel absolviert und einen tollen Auftritt gezeigt. Wie war es für Dich, für das Schweizer Nationalteam zu spielen?
Sydney Schertenleib: Ich bin überglücklich und stolz, dass ich ein erstes Mal im A-Team für mein Land auflaufen durfte. Ich war sehr aufgeregt, konnte mich vor Spielbeginn aber sammeln. Und mit dem Anpfiff war die Nervosität verflogen, und ich konnte unbeschwert aufspielen.
Wie hast Du das Spiel erlebt?
Das Tempo und die Intensität des Spiels waren nochmals deutlich höher als in den U-Nationalteams, in denen ich gespielt habe. Die Physis spielt eine viel wichtigere Rolle. Meine Gegenspielerinnen waren alle sehr kräftig. Aber das Spiel ist auch viel stärker von Taktik geprägt.
Du hast Dich zwei Tage nach dem Spiel im Training verletzt. Wie geht es Deinem Knöchel und wann kannst Du auf dem Feld wieder angreifen?
Ja, das war sehr unglücklich. Ich habe mir die beiden Aussenbänder im rechten Fuss gerissen. Aber inzwischen geht es mir besser und ich werde schon bald wieder ins Teamtraining einsteigen können. Für die ersten EM-Qualifikationsspiele Anfang April wird es natürlich aber leider noch nicht reichen.
Du sprichst die Qualifikation für die WEURO 2025 an, die in der Schweiz stattfindet. Nati-Trainerin Pia Sundhage sagt, sie wolle stark auf junge Spielerinnen setzen. Welche Chancen rechnest Du Dir aus, um am Turnier dabei sein zu können?
Die Teilnahme an der Heim-EM ist für mich ein grosses Ziel. Und ich bin überzeugt, dass ich dieses Ziel erreichen kann. Aber ich bin mir auch bewusst, dass ich dafür hart an mir arbeiten muss. Im Moment muss ich mich jedoch noch in Geduld üben und einen Schritt nach dem anderen gehen: Jetzt ist erst einmal entscheidend, dass ich die Reha gut abschliesse und dann gesund und munter zurückkomme. Danach kann ich mich dann wieder auf die fussballerischen Aspekte konzentrieren.
In der Nati spielst Du mit vielen neuen Mitspielerinnen zusammen. Wie wurdest Du vom Team aufgenommen?
Das Team ist super! Meine Mitspielerinnen sind sehr nett und herzlich und haben mich sofort gut aufgenommen, sodass ich mich von Anfang an sehr wohl gefühlt habe. Mit Coumba Sow, Amira Arfaoui und Meriame Terchoun habe ich mich besonders gut verstanden. Ausserdem kenne ich ja bereits einige Spielerinnen aus der U-Nationalmannschaft und anderen bin ich schon in Meisterschaftsspielen begegnet.
Dein Nati-Aufgebot ist kein Zufall: Du spielst Fussball sozusagen seitdem Du laufen kannst…
Ja, schon mit vier oder fünf Jahren habe ich fast jede freie Minute mit den Jungs auf dem Pausenplatz Fussball gespielt. Das hat mir immer sehr viel Spass gemacht. Mit sechs Jahren habe ich dann beim FC Wädenswil angefangen und im Team mit Spielerinnen gespielt, die alle zwei oder drei Jahre älter waren. Trainiert wurden wir damals von meinem Vater. Mit neun Jahren wurde ich dann gescoutet, woraufhin ich in die U9 des FC Zürich wechselte. Seither bin ich ins Fussballspielen richtiggehend verliebt.
Im letzten Sommer bist Du zu GC Frauenfussball gekommen. Wie kam es dazu?
Seit Anfang 2023 spielte ich in der 1. Mannschaft des FC Zürich Frauen, bekam aber kaum Spielzeit. So wurde für mich schnell klar, dass ich zu einem Team will, das mir Einsatzzeit gewährt, damit ich spielen und mich weiterentwickeln kann. Schon in den ersten Gesprächen mit Lara Dickenmann und der damaligen Cheftrainerin Anne Pochert war mir klar, dass GC der richtige Club für mich ist. Auch rückblickend war der Wechsel ein sehr guter Entscheid.
GC Frauenfussball steht aktuell auf dem 6. Rang. Es bleiben zwei Spiele, bis die Playoffs starten. Was sind Eure Ziele für die restliche Saison?
Wir wollen nochmals Gas geben und die Saison erfolgreich abschliessen. Das bedeutet, dass wir die restlichen Spiele der regulären Meisterschaft klar gewinnen wollen, um anschliessend mit Überzeugung, Motivation und Kraft in die Playoffs zu starten. Und dort wollen wir möglichst weit kommen. Unser Team hat das Potenzial, um jeden Gegner unserer Liga zu schlagen. Davon bin ich überzeugt.
Interview: Maurice Desiderato