Zu Beginn der Saison war das erklärte Ziel von GC Amicitia der Einzug in den Halbfinal der SPAR Premium League 1. Mit einem fünften Rang in der Hauptrunde und Platz drei in der Finalrunde der besten Sechs hatten die GC Handballerinnen dieses Ziel erreicht. Nun wollten sie höher hinaus, auch wenn sie im Halbfinal auf die berüchtigten Spono Eagles trafen. Doch GC Amicitia behauptete sich gegen die favorisierten Gegnerinnen aus Nottwil. Die Partien waren ausgeglichen, und erst nach zweimaliger Verlängerung im dritten und alles entscheidenden Spiel sicherten sich die Zürcherinnen im Penaltyschiessen den Finaleinzug – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Mit dem eindrucksvollen Sieg wuchs auch der Glaube an den Titelgewinn.
Finale gegen einen starken LC Brühl
Im Final trat GC Amicitia im Best-of-Five-Modus gegen den LC Brühl St. Gallen an, der auf dem Papier klar favorisiert war. Während GC Amicitia mit 11 Spielerinnen antrat, von denen lediglich Spielerin und Co-Trainerin Chantal Wick Finalerfahrung aufweisen konnte, verfügte der LC Brühl über eine unglaubliche Kaderbreite. «Von aussen betrachtet hatten wir keine Chance», so Chantal Wick, «aber der LC Brühl liegt uns nicht schlecht. Wir waren vor dem Finale das einzige Team der Liga mit einer positiven Bilanz gegen sie. Deshalb waren wir optimistisch.» Die gegnerischen Favoritinnen gingen jedoch im ersten Spiel dank einem Sieg mit 2 Punkten Vorsprung in Führung.
Hoffnung und Playoff-Führung
Doch dann schlug GC zurück und gewann sowohl das zweite als auch das dritte Spiel mit jeweils einem Punkt Vorsprung. «Als wir mit 2:1 Siegen vorlegen konnten, hat plötzlich jede einzelne von uns und auch unsere Fans an den Titel geglaubt», so Chantal Wick. Trotzdem gelang es den St. Gallerinnen, im vierten Spiel wieder auszugleichen. Wiederum entschied nur ein Treffer in letzter Sekunde über den Sieg. «Die vielen spektakulären Spiele war brutal intensiv – sowohl körperlich als auch mental», erzählt Chantal Wick. Irgendwann ging es vor allem noch darum, die Energiereserven zu bündeln. Die Trainings hätten dann auch aus vielen Stunden Videoanalyse und Taktikvorbereitung bestanden. Dabei muss man bedenken, dass die Frauen keine Profis sind: Die meisten Spielerinnen gehen zur Schule oder arbeiten, und der Handball kommt obendrauf.
Dramatisch bis zur letzten Sekunde
Es kam also zum alles entscheidenden Spiel in St. Gallen. Zahlreiche GC Amicitia Fans waren mitgereist und sorgten unter den 2200 Zuschauern für eine hervorragende Stimmung. Die Strategie der Zürcherinnen war klar: «Wir sind als Team noch näher zusammengerückt und kompensierten unsere Schwächen in der Kaderbreite mit besonderem Teamspirit und Kampfgeist», so Chantal Wick. Die Spielerinnen schenkten einander nichts und überboten sich mit spektakulären Aktionen. 45 Sekunden vor Schluss netzte Chantal Wick bei Zeitspiel zum vermeintlichen Siegestreffer ein, doch konnten die St. Gallerinnen noch einmal kontern und kurz vor Schluss zum Stand von 26:26 ausgleichen. Folglich ging es auch im letzten Spiel in die Verlängerung, die der LC Brühl schliesslich denkbar knapp mit 31:30 für sich entscheiden konnte und den 33. Meistertitel feierte.
Grosser Erfolg trotz Finalniederlage
Nach langem Kampf muss GC also mit dem zweiten Platz vorliebnehmen. «Es ist bitter, dass es nicht gereicht hat. Aber wenn wir reflektieren, können wir sicher sehr stolz auf den Vizemeisterinnentitel sein, den wir vor der Saison sicherlich sofort unterschrieben hätten», resümiert Chantal Wick. «Wir sind viel weitergekommen, als wir gedacht hätten», gibt die Spielerin und Co-Trainerin zu. Auch Trainer Kent Ballegaard bewertet die Leistung hoch: «Ich bin unheimlich stolz auf die Frauen und die fantastische Leistung, die sie erbracht haben. Sie haben sich die Silbermedaille mehr als verdient, und sie sollen sie mit grosser Zufriedenheit und Stolz geniessen.» Chantal Wick ist sich auch sicher, dass der Sieg etwas verändern wird: «Mit diesem Final haben wir uns innerhalb der Liga, aber auch bei GC und in der Öffentlichkeit viel Respekt verschafft.»
Nadja Fitz