Nach 40 Jahren Einsatz für GC Eishockey gibt Rolf Langenegger sein Amt als Präsident der Sektion weiter. Nicht nur in der Sektion hat er vieles erreicht. Unter dem Motto «Für die Sache» setzte er sich für unzählige Projekte rund um GC, Eishockey und Zürich ein.
Rolf Langenegger ist ein Dolder-Kind. Als Sohn des Waldhaus-Direktors ist er in den 50er-Jahren im Hotel aufgewachsen. «Statt in den Ausgang bin ich am Abend auf die Dolder-Eisbahn gegangen», erzählt Rolf. Dort durfte er den «Grossen» beim Eishockeyspielen zuschauen und lernte GC Fans und Spieler kennen. 1983 fragte ein solcher Fan, Christian Kollbrunner, Langenegger für ein Amt im Vorstand der GC Eishockeysektion an. Er sagte zu – obwohl er bereits von der schwierigen Situation gehört hatte, in der sich die Sektion befand. «Mir war im Vornherein klar, dass ich in dieser Situation vor allem Undank ernten werde. Aber ich bin blauweiss, und wenn niemand etwas tut, kann man auch keine Besserung erwarten», sagt der heute 76-Jährige rückblickend. Die erste Vorstandssitzung habe ihn dennoch frustriert, wegen den Finanzproblemen, dem organisatorischen Chaos und vielen leeren Worten.
Mit Fleiss und Münz
Deshalb schritt Rolf Langenegger selbst zur Tat. Gemeinsam mit Peter Spuhler schmiedete er einen Plan zur Rettung der Sektion, dessen integraler Bestandteil war, Walter Frey als Präsident ins Boot zu holen. Nach wochenlangen vergeblichen Anrufen, schliesslich ersten Besprechungen und endlich einem dreissigminütigen Telefonat am Münztelefon in einer Bahnhofsunterführung war der Grundstein für einen Neustart im Frühsommer 1986 gelegt. Mit dem strukturierten und weitsichtigen neuen Präsidenten Walter Frey kam Schwung in die GC Eishockeysektion: Gemeinsam leiteten sie die langjährige Zusammenarbeit mit dem SC Küsnacht in die Wege, und gründeten ein Frauenteam, das später Rekordmeister werden würde. «Rolf war einer der ersten, der die Vision hatte, ein schlagkräftiges Frauen-Eishockeyteam aufzubauen», erzählt sein langjähriger Weggefährte und Vorstandsmitglied Luc Clavadetscher.
Vorbild für Nordamerika
«In meiner Laufbahn bei GC Eishockey gab es zwei Themen, die mich immer beschäftigten: Nachwuchs und Eis», blickt Rolf Langenegger zurück. Mit dem Konzept «GC-2000 – Spitze in Beruf, Schule und Sport» plante er 1990 den Ausbau des Nachwuchsbereichs. «Wir werden nunmehr als weltweit grösste Nachwuchsorganisation bezeichnet», erzählt Rolf, «und zu einem Vorbild, das sogar von Franchises aus Übersee studiert wurde.» Zum Erfolgsrezept gehörten ein starker Fokus auf die Bildung und die Beziehungspflege zu den Ausbildungsbetrieben der Sportlerinnen und Sportler, klare und professionelle Strukturen, aber auch Trainer, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich überzeugten.
GC braucht Eis
Die Suche nach genügend Eis, besonders nach einer Eishalle, gestaltete sich schwieriger. Der Grasshopper Club Zürich gründete mit dem SC Küsnacht, mit dem er schon im Nachwuchsbereich zusammenarbeitete, Anfang der 90er-Jahre die Genossenschaft Kunsteisbahn KEK für den Bau einer Eishalle. GC Eishockey-Präsident Frey erwarb eine beträchtliche Anzahl Anteile daran. Damit hatte die Sektion nun eine Eishalle, auf der sie spielen konnte – ein wichtiger Schritt für die Sektion, wie Langenegger erzählte. Denn bereits damals gab es für NLA-Teams eine Eishallenpflicht: «Wenn wir aufsteigen wollten, brauchten wir eine Eishalle», so Rolf. Auch die Sektion wuchs weiter, weshalb der Vorstand in den 90er-Jahren auf der Suche nach eigener Eisfläche zahlreiche Projekte ins Leben rief. Im Rahmen der Genossenschaft Sportpark Dolder wurde zum Beispiel der Bau einer unterirdischen Halle, direkt unter der Dolder-Kunsteisbahn diskutiert, die Idee scheiterte aber an den Kosten und der Durchführbarkeit.
Mission erfolgreich
Auch noch als Rolf Langenegger 2001 zum Präsidenten und Nachfolger von Walter Frey gewählt wurde, beschäftigte ihn das Thema Eishalle. Bis im September 2007 schliesslich das Gespräch stattfand, welches den Stein für die vor einem Jahr eröffnete Swiss Life Arena ins Rollen bringen würde, erzählt Langenegger. Nach seinem Gespräch mit dem damaligen Stadtrat Martin Vollenwyder folgten Machbarkeitsstudien, Sitzungen – bis das Stadion 15 Jahre später eingeweiht wurde. Anfang 2023 konnten die GCK Lions zudem auf der sanierten KEK ihre Homebase beziehen. Die ewige Suche nach Eis und optimaler Infrastruktur ist somit zumindest vorläufig zu Ende.
Vermittler zwischen den Fronten
Rolf Langeneggers Zeit im Vorstand von GC war geprägt von Verhandlungen. Schwierig wurde es Ende der 90er-Jahre, als der Zusammenschluss mit ZSC in die Wege geleitet wurde, erinnert er sich. «Ich stand immer etwas zwischen den Fronten, war der Diplomat. Schon damals als Kind musste ich, wenn im Hotel einmal etwas fehlte, zu den Gästen und Angestellten fahren, Pâtisserie, Ravioli oder was es gerade war zuliefern und vermitteln», erzählt Rolf Langenegger. Mit diesem Verhandlungsgeschick sorgte er dafür, dass die Eishockeysektion sich während vier Jahrzehnten immer weiterentwickeln konnte. Sein unermüdlicher Einsatz ging aber über die Eishockey-Sektion hinaus. So unterstützte er die Gründungen der Unihockey- und der Basketballsektion und setzte sich für die gemeinsamen Anlässe im Club ein. Zudem war er erster Geschäftsführer des 2013 gegründeten gemeinnützigen Verein zur Nachwuchsförderung Sport (VzNS). Dieser unterstützt und fördert die Nachwuchsbereiche der einzelnen GC Sektionen.
Hauptsache für die Sache
Am 23. August übernahm Alex Hugger das Präsidentenamt. «Er hat das Sportherz am richtigen Fleck, er ist blauweiss und zu meinem Glück ebenfalls Dolder-verbunden», meint Rolf Langenegger mit einem Augenzwinkern. «Er denkt weitsichtig, das sieht man auch daran, wie gut er die Stabsübergabe vorbereitet hat», gibt Luc Clavadetscher an. Auch wenn sich Rolf Langenegger in Zukunft vor allem noch von der Zuschauertribüne für die GC Eishockey-Teams einsetzt, darf die Sektion also guten Mutes in die Zukunft blicken.
Nadja Fitz