«Ich spiele nur mittelmässig», findet der Unternehmer Alfred Meili. In seiner Jugend habe er an Tennisturnieren zwar einige Zinnbecher gewonnen, doch ein Spitzenspieler sei er nie gewesen. «Trotzdem ist Tennis meine Leidenschaft», betont er. «Man braucht dabei den Kopf, eine gute Reaktion und schnelle Beine.» Der 76-Jährige steht mittlerweile seit 60 Jahren auf dem Court, seit über 30 Jahren engagiert er sich zudem für den Tennis-Nachwuchs der Stadt Zürich. Sein damals 10-jähriger Sohn Raffael war ausschlaggebend dafür, dass er 1992 den Hallen TC Lengg gründete. «Raffael wollte auch im Winter Tennis spielen, hatte in Zürich aber keine Möglichkeit dazu», erinnert sich Meili. Zollikon und die städtische Tennisanlage Lengg hatten zwar je eine alte Ballonhalle mit 2 Sandplätzen, in welchen im Winter gespielt werden konnte. Doch waren beide mit Erwachsenen Spielern ausgebucht. Kinder unter 12 Jahren waren damals in vielen Tennisclubs nicht erwünscht, da sie herumrannten und Lärm machten. Also fragte Alfred Meili beim Zürcher Sportamt nach, ob er auf der Lengg, wo genügend Platz vorhanden war, eine weitere Ballonhalle aufstellen könne. Das Sportamt unterstützte ihn bei seinem Vorhaben und läutete damit eine über 30-jährige freundschaftliche Zusammenarbeit ein. «Und in dieser Halle und allen nachfolgenden hatten Kinder Priorität, was damals eine kleine Revolution war», betont Meili. «Zu Beginn trainierten beim Hallen TC Lengg drei Kinder, heute sind es 600.»
Lengg und GC
Kurz darauf rief Alfred Meili den Junioren TC Zürich ins Leben, um auch Kindern, die keinem Club zugehörig waren, die Möglichkeit zu bieten, an Interclub Turnieren teilzunehmen. Meili steht beiden Vereinen noch heute als Präsident vor und hat seither nicht nur die Tennisanlage Lengg, sondern auch sein Engagement für den Nachwuchs weiter ausgebaut, was zum Teil auf starke Gegenwehr stiess. «So hiess es beispielsweise, ich setze mich nur für die Kinder und nicht für die Senioren ein», erinnert sich Meili. Doch wer in der Schweiz etwas bewegen wollte, stosse immer auf Opposition, weiss er. Da müsse man durch.
Sein Sohn Raffael war übrigens nicht nur Auslöser für die Gründung des Hallen TC Lengg, sondern auch für Alfred Meilis Mitgliedschaft bei GC. Raffael spielte die ersten Jahre beim heutigen TC Riesbach auf der Lengg, bevor er noch als Junior zu GC Tennis wechselte. GC liegt nur wenige hundert Meter neben der Tennisanlage Lengg, so dass sich ganz natürlich eine gute Partnerschaft entwickelte. «Raffael spielt nun schon lange bei GC, war einmal N4 klassiert und wurde auch mehr als einmal Clubmeister», berichtet Meili stolz. Meili zog später nach und wechselte vom TC Seeblick zu GC.
Eine Herzensangelegenheit
Auch heute noch haben die Kinder für Alfred Meili Priorität: Vergangenes Jahr hat er auf der städtischen Tennisanlage Fronwald die grösste Ballonhalle der Schweiz mit 4 Sandplätzen aufstellen lassen und drei gute Trainer dorthin geholt. «Nun trainieren dort bereits 64 Kinder», freut er sich. «Der Sport ist wichtig für sie», weiss Meili. «Viele Kinder sitzen heute ständig vor den Bildschirmen und bewegen sich viel zu wenig. Mit Sport aber tun sie nicht nur ihrem Körper etwas Gutes, sie sammeln auch wertvolle Erfahrungen und schliessen Freundschaften.» Ihm gehe das Herz auf, wenn er sehe, was er mit seinem Engagement bewirken kann.
Besonders berührt habe ihn ein Gespräch, das er mit dem Vater eines kleinen Tennisspielers auf der Tennisanlage Witikon geführt hatte, welche er vor gut 20 Jahren zusammen mit dem dortigen Quartierverein gebaut habe. «Als ich die spielenden Kinder beobachtete und den Mann fragte, welches sein Kind sei, zeigte dieser stolz auf seinen Sohn, der allerdings eher schlecht als recht spielte», erinnert sich Meili. «Der Vater erzählte mir, dass der Junge früher aufgrund gesundheitlicher Probleme zweimal pro Woche zur Ergotherapie gehen musste. Seit er jetzt aber begonnen habe regelmässig Tennis zu spielen, sei das nicht mehr nötig. Das ist doch wunderbar!», freut sich Meili.
Sportlicher Ausgleich zum Berufsalltag
Alfred Meili spielt auch selbst noch Tennis. «In welchem Sport ist es schon möglich, in meinem Alter noch spielen zu können?», fragt er rhetorisch. Schwere Verletzungen gebe es beim Tennis kaum, und einen Tennisarm oder eine Zerrung werde man auch wieder los. Der Sport ist für Meili ein willkommener Ausgleich zum intensiven Berufsalltag. «Ich arbeite in der Regel sechs bis sieben Tage pro Woche», gibt er zu. Er habe Freude an seiner Arbeit. Dank viel Leidenschaft, Zielstrebigkeit und Fleiss hatte Alfred Meili bereits in jungen Jahren Erfolg: Mit 18 Jahren eröffnete er in Luzern ein Skigeschäft, den Gewinn investierte er später in Immobilien. 1999 gründete der Rechtsanwalt mit weiteren Investoren die Immobilienunternehmung Mobimo, welche er 2005 an der Schweizer Börse kotieren liess. Nach seinem Rücktritt 2008 baute er seine Meili Unternehmungen AG weiter aus.
Vom Vorbild zum Preisträger
Zwar verfolgt Alfred Meili auch heute noch verschiedene Projekte, die Meili Unternehmungen hat er aber bereits 2015 an seine Söhne Raffael und Yves übertragen, was ihm etwas mehr Luft für seine Leidenschaften Tennis und Reisen lässt. «Eben war ich zum zweiten Mal mit dem Journalisten René Zeyer in Kuba, wo ich mich über Politik und Wirtschaft und die aktuelle Lage des Landes informieren liess.» Auch auf den Malediven sei er kürzlich gewesen. Zudem liess er es sich nicht nehmen, sich am WEF in Davos mit anderen Unternehmern auszutauschen. Doch am 26. Januar 2024 wurde er in Zürich erwartet: Aufgrund seines langjährigen Engagements für den Tennis-Nachwuchs wurde ihm der Sportförderpreis der Stadt Zürich verliehen. Dabei wollte er den Preis zuerst gar nicht annehmen: «Ich dachte, es bringt dem Sport ja eigentlich nichts, wenn ich einen solchen Preis erhalte.» Doch als ihm das Sportamt erklärte, dass er ein Vorbild sei und andere dazu inspiriere, sich ebenfalls für Kinder zu engagieren, nahm er den Preis gerne entgegen. «Ich bin der Meinung, dass man der Gesellschaft etwas zurückgeben muss, wenn es einem wirtschaftlich gut geht», betont er und schmiedet bereits weitere Pläne.
Pamela Schefer