Susanne Vital ist gelernte Floristin, hat sich auf das Arrangieren von Seidenblumen spezialisiert und bietet heute als selbständige Interior Designerin Wohnberatungen an. «Ich bin gerne kreativ und liebe es, Räume zu gestalten», schwärmt sie. Doch Sue hat auch eine ganz andere Seite: Mindestens dreimal pro Woche tauscht sie die Seidenblumen gegen einen Eishockeyschläger und die Bluse gegen ein Trikot ein. Beim Frauenteam der GCK Lions lebt sie ihre kämpferische Seite aus: «Ich mag das schnelle Spiel und powere mich gerne aus», verrät sie. Das Eishockey sei eine willkommene Abwechslung zum Beruf und ihrem Alltag als Mutter von zwei kleinen Mädchen.
Drei Länder, eine Leidenschaft
Hockey begleitet Sue bereits ihr ganzes Leben. In ihrer Kindheit in Deutschland spielte sie mit ihren Brüdern oft Inline-Hockey. Mit 18 Jahren stiess sie zum Eishockey-Frauenteam Lady Wings in Schwenningen. «Aus Mangel an deutschen Teams konnte ich schon damals hin und wieder für die Schweizer Liga spielen, unter anderem auch einmal gegen die ZSC Lions», erinnert sie sich. 2002 zog sie nach Calgary, Kanada, wo sie zuerst als Nanny und später als Floristin arbeitete. Auch hier spielte sie Eishockey und besuchte Eishockey-Camps – nicht in einer Liga, sondern «just for fun». Zurück in Deutschland verliebte sie sich 2004 in einen Schweizer Eishockey-Spieler. «Andy spielte damals wie heute beim EHC Urdorf. Wir haben uns aber nicht durch den Sport, sondern in einer Disco in Singen kennengelernt», erzählt Sue. 2005 folgte sie ihm schliesslich in die Schweiz, wo sie ein Jahr später für den ZSC Lions auflief. 2007 gelang dem Team der Aufstieg in die erste Liga. In der zweiten Liga wurde mit den GCK Lions ein neues Team gegründet, in welchem seither auch Sue spielt.
Intensiver und professioneller
2015 wurde Sues erste Tochter geboren, weshalb sie eine Babypause einlegte. Als sie zum Team zurückkehrte, wehte dort ein anderer Wind: «Unter dem neuen Head Coach Tatjana Diener, die heute U16-Nationaltrainerin ist, wurde das Training viel intensiver und professioneller», so Susanne Vital. Das zahlte sich schnell aus: In der Saison 2016/17 wurde das Team Schweizer Meister in der B-Liga. Und auch im Folgejahr holten die Frauen als Vize-Meister eine Medaille. Ende 2018 kam Sues zweite Tochter zur Welt, weshalb sie erneut ein Jahr pausierte, bevor sie 2020/21 mit den GCK Lions ein weiteres Mal Vize-Meister wurde. Dass sie so viel erreicht habe, obwohl sie erst mit 18 zum Eishockey gekommen sei, verdanke sie neben Tatjana Diener auch zwei weiteren Frauen: «Daniela Diaz, die heute die Frauen des EHC Zug trainiert, und Angela Frautschi, heutige Cheftrainerin der ZSC Lions Frauen, haben mich inspiriert und mir sehr viel beigebracht», schwärmt Sue.
Eine letzte Saison
Mittlerweile ist Sue nicht nur Mutter von zwei Mädchen, sondern auch «Team-Mami» bei den GCK Lions. «Dieses Jahr haben viele der älteren Spielerinnen aufgehört oder zum EHC Wallisellen gewechselt, während viele Girls nachgerutscht sind», erklärt Sue. Deshalb sei sie nun mit ihren 43 Jahren mit Abstand die älteste Spielerin des Teams. Obwohl sie zu Beginn skeptisch gewesen sei, habe die Verjüngung neuen Schwung in das Team gebracht. Trotzdem wollte auch sie das Team vor Saisonbeginn verlassen. «Alea Erb, ehemalige Spielerkollegin und heute Trainerin der GCK Lions, wollte mich aber noch eine Saison dabeihaben, was mich sehr freut», verrät Sue. Nun hofft sie, in ihrer letzten Saison bei den GCK Lions noch einmal im Finale um die Meisterschaft spielen zu können. «Natürlich wäre ein weiterer Meistertitel schön, aber das Team muss sich nun zuerst einmal finden», so Sue. Für sie steht in dieser Saison einerseits der Spass im Vordergrund, andererseits möchte sie aber auch nochmals ganzen Einsatz zeigen.
Winter ist Hauptsaison
Der Winter ist nicht nur aufgrund der Eishockey-Saison eine intensive Zeit für Susanne Vital. Denn neben den Trainings und Matches, den Wohnberatungen und dem Unterhalten ihres Online-Shops für Wohnaccessoires verkauft Sue auch Adventskränze und Gestecke aus haltbaren Materialien an Weihnachtsmärkten. «Hinzu kommt, dass ich mit meiner Familie eben erst in ein Haus gezogen bin, das auch eingerichtet werden will», schmunzelt Sue. Auf die Frage, wie sie ihre vielen Engagements und die Familie unter einen Hut bringe, antwortet sie entspannt: «Das funktioniert heute sogar besser als früher.» Vor der Geburt ihrer Kinder hätten sich der Ausgang am Wochenende und die körperlich anstrengende Arbeit als Floristin negativ auf die Konzentration auf dem Spielfeld ausgewirkt. Heute sei sie nicht nur fitter, ihr Leben lasse sich nun auch besser mit dem Training vereinbaren. «Mein Mann unterstützt mich sehr, obwohl er ja selbst auch Eishockey spielt», betont sie. Es geschieht sehr selten, dass beide am selben Tag ein Spiel haben. Und wenn es sich nicht anders organisieren lässt, nehmen sie die Kinder mit: «Der Winter ist geprägt von Eishockey. Die Kinder sind damit aufgewachsen und sind das gewohnt». Das Eishockey werde auch nach ihrer aktiven Zeit bei den GCK Lions zu ihrem Alltag gehören, ist Sue sich sicher. «Am liebsten wäre mir natürlich, die GCK Lions würden ein Seniorenteam gründen, damit ich dem Club treu bleiben kann.»
Pamela Schefer