GC INSIDER: Die Suche nach geeigneten Trainerinnen und Trainer gehört bei vielen GC Sektionen zu den grössten Herausforderungen. Wie sieht es bei den Lions aus, habt Ihr genug Trainer?
Edgar Salis: Profitrainer haben wir grundsätzlich immer genug. Diese Stellen sind begehrt. Da die zwölf Profitrainer aber für rund 900 Kinder verantwortlich sind, braucht es auch viele Assistenztrainer. Sie sind im Nebenamt tätig und investieren zum Teil sehr viel Freizeit. Deshalb braucht es unter anderem Mund-zu-Mund-Propaganda und Aufrufe auf Social Media, um genügend Assistenztrainer und auch Betreuer zu finden und zu begeistern. Die Grösse und der bekannte Name unserer Organisation haben uns bisher immer geholfen, jemanden zu finden.
Woran liegt es Deiner Meinung nach, dass viele Clubs unter Trainermangel leiden?
Zu einem grossen Teil liegt das wohl am grossen Aufwand und an der fehlenden Entschädigung. Unsere Assistenztrainer sind etwa drei- bis viermal in der Woche vor Ort, entschädigt werden sie auf Spesenbasis mit knapp 1000 Franken pro Jahr. Das ist nicht viel, weshalb wir es sehr schätzen, wenn jemand diesen grossen Aufwand mehr oder weniger ehrenamtlich auf sich nimmt. Ohne sie könnten wir den Spielbetrieb nicht aufrechterhalten.
Welche Ausbildung müssen angehende Trainer bei Euch durchlaufen?
Es ist von Vorteil, wenn jemand bereits J+S-Kurse absolviert hat, es ist aber keine Vorgabe. Viele bilden sich weiter, während sie bei uns sind. Gleichzeitig bilden wir die Trainer auch intern aus. Denn nicht nur die Profis, auch die Assistenztrainer brauchen ein gewisses Know-how, damit sie den Kindern beispielsweise zeigen können, wie sie den Stock richtig halten. Seit Corona bieten wir zudem Online-Kurse über Mittag an, bei welchen die Trainer unter anderem Fragen stellen können.
Gibt es regelmässige Weiterbildungen?
Ein- bis zweimal im Jahr werden die Assistenztrainer von unseren Profis auf dem Eis weitergebildet. Weiter findet einmal im Jahr ein Trainerweekend statt, an denen rund 80 Trainer teilnehmen. Seit fünf Jahren gibt es zudem dreimal jährlich eine Supervision, bei der die Trainer von einer Sportpsychologin durch schwierige Situationen begleitet werden. Denn mit 900 Kindern läuft nicht immer alles, wie sich die Trainer das wünschen. Die Supervisionen sehen wir als Weiterbildung, damit sich die Trainer im täglichen Umgang sicherer fühlen. Unser Ausbildungschef besucht zudem regelmässig Trainings, um Spieler und Trainer zu unterstützen, um den Trainern Feedback zu geben und für allgemeine Fragen zur Verfügung zu stehen.
Welche Rolle übernimmt dabei die GC Sektion?
Die GC Sektion ist bei den Lions gut integriert und ein wichtiges Standbein für uns. Zum Teil trainieren unsere Spieler mit der ersten Mannschaft der Sektion. Zudem haben wir mit GC auch eine erste Mannschaft, die für unsere Spieler eine mögliche Anschlusslösung bietet, wenn sie aus dem Nachwuchs ins Erwachsenenhockey wechseln.
Wie motiviert und fördert Ihr Eure Trainer?
Das Trainerweekend ist nicht nur wichtig, um die Trainer weiterzubilden, sondern auch, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und ihnen Dankbarkeit für Ihren Einsatz entgegenzubringen. Man darf ihr Engagement nicht als selbstverständlich hinnehmen. Sie sind ein vollwertiges Mitglied der Lions-Familie, weshalb wir ihnen auch etwas zurückgeben wollen. Weiter können sie sich immer mit Ideen einbringen. Viele wollen mehr Verantwortung übernehmen, was wir ihnen gerne ermöglichen.
Mit welchen Herausforderungen sind Eure Trainer konfrontiert? Wie unterstützt Ihr sie dabei?
Der administrative Aufwand der Trainer hat in den letzten Jahren stark zugenommen, das ist wohl nicht nur bei uns so. Wir müssen dafür sorgen, dass das nicht überhandnimmt und die Trainer sich auf ihr Kerngeschäft und die Kinder fokussieren können. Die Profitrainer haben zum Teil die Verantwortung über fast hundert Kinder. Deren Eltern haben viele Fragen; insbesondere die Selektionen führen manchmal zu Unverständnis. Weit über 90 Prozent der Eltern sind dabei aber sehr hilfreich, sie finanzieren das Hobby ihrer Kinder, bringen sie ins Training und an Turniere. Wenn das Zusammenspiel von Club, Trainern und Eltern funktioniert, profitiert auch das Kind am meisten.
Wie bindet Ihr die Trainer langfristig an den Club?
Indem wir versuchen, den Trainern ein gutes Arbeitsklima zu ermöglichen. Gleichzeitig ermutigen wir sie zur Selbständigkeit und dazu, Verantwortung zu übernehmen, was aus unserer Sicht sehr geschätzt wird. Und wie gesagt, ist auch die Weiterbildung der Trainer bei uns ein wichtiges Thema.
Reicht es, wenn die Vereine innovativ werden, oder wäre auch Unterstützung der öffentlichen Hand gefragt?
Innovation allein reicht für viele Vereine nicht aus. Die Vereine bieten für die Mitglieder ein grosses Programm an, seien das beispielsweise Trainings oder Lager. Das verlangt von den Trainern viel Einsatz und Zeit. Die Finanzierung wird für viele immer schwieriger. Deshalb sind sie auf die öffentliche Hand angewiesen. Leider hat der Bund erst kürzlich die J+S-Gelder gekürzt, was die Situation definitiv nicht einfacher macht.
Pamela Schefer