Xenia Schwaller ist mit Curling aufgewachsen: Ihr Vater Andreas Schwaller holte als Skip des Schweizer Teams 2002 Olympia-Bronze und wurde 2006 Europameister. Später wurde er Nationalcoach und Sportchef des Schweizer Curlingverbandes. Auch sein Bruder Christof Schwaller teilt seine Leidenschaft für Curling und gab sie weiter an seine Söhne Yannick und Kim, die Cousins von Xenia Schwaller. «Am Esstisch war Curling schon immer präsent», erinnert sich Xenia. Trotzdem hat sie als Kind alle Sportarten ausprobiert – ausser Curling. «Ich habe Tennis gespielt, getanzt, geturnt und ging schwimmen», erinnert sie sich. «Sieben Jahre lang habe ich zudem Karate gemacht.» Mit zehn Jahren stand sie dann aber doch auf dem Rink: «Ich habe gemerkt, dass mir Teamsport besser gefällt. Und die Präzision, die im Curling nötig ist, fasziniert mich», erklärt sie ihren Entscheid.
Auf Titeljagd
Zehn Jahre später gehört sie zu den besten Nachwuchstalenten der Schweiz. Seit 2021 führt sie die GC Juniorinnen als Skip an. Mit Fabienne Rieder, Selina Gafner, Marion Wüest und Selina Rychiger holt sie seither einen Titel nach dem anderen. Dieses Jahr wurden sie zum zweiten Mal in Folge Schweizermeister. «Kurz zuvor erreichten wir an der WM den etwas enttäuschenden vierten Rang, weshalb wir uns umso mehr über den Schweizermeistertitel freuten», so die 20-Jährige. Seit 2022 steht dem Team zudem Xenias Vater Andreas als Coach zur Seite. Doch nicht nur ihn sieht sie beim Sport regelmässig: Ab und zu muss Xenia gegen ihre jüngere Schwester Zoe antreten, die beim Curlingclub Limmattal spielt. «Auf dem Eis kann ich das relativ gut ausblenden, aber gegen sie zu gewinnen, macht nur halb so viel Spass», gibt sie zu.
Zwei vom gleichen Schlag
Erfolgreich ist Xenia auch mit ihrem Partner Noé Traub. Nachdem die beiden bereits vergangenes Jahr den Weltmeistertitel in den Mixed Doubles ergattert hatten, holten sie auch dieses Jahr WM-Gold. Die beiden verstehen sich nicht nur auf dem Rink sehr gut, sondern sind auch privat ein Paar. «Dass es im Curling immer wieder Liebespaare gibt, liegt auf der Hand», findet Xenia. Die Turniere der Männer und der Frauen fänden in der Regel gleichzeitig statt und auch in der Freizeit bewege man sich in denselben Kreisen. «Curling ist eine ganz eigene Welt», erklärt sie. Trotzdem müssen Xenia und Noé auch oft aufeinander verzichten: Besonders Anfang Saison sind sie viel auf Reisen und auch an gemischten Turnieren bleibt kaum gemeinsame Zeit. «Das ist nicht immer einfach», gibt Xenia zu.
Straffer Trainingsplan
Dass sich die beiden teilweise kaum sehen, erstaunt nicht, wenn Xenia Schwaller ihren Trainingsplan erklärt. «Im Winter stehe ich vier bis fünfmal pro Woche auf dem Eis und gehe dreimal ins Fitness», so Xenia. Davon weicht sie nur ab, wenn freitags und samstags Turniere anstehen. Seit sie die Sportschule vergangenen Sommer abgeschlossen hat, muss sie ihre Leidenschaft zum Curling nun auch mit einem Job vereinbaren: Sie arbeitet 60 Prozent in der Event- und Kommunikations-Abteilung der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt SwissLife. «Zum Glück kann ich meine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen», lacht Xenia.
Übergang zur Elite
Nächstes Jahr werden die GC Juniorinnen zum letzten Mal an der Junioren-WM teilnehmen können. Xenia Schwaller wird im September 21 Jahre alt und auch für ihre Team-Kolleginnen wird es Zeit, von den Juniorinnen zu den Frauen zu wechseln. Der Übergang findet schleichend statt. «Wir konnten bereits mehrere Turniere auf Elite-Stufe gewinnen», freut sich Xenia. Momentan sind sie auf Platz 40 der Weltrangliste. Ihr Ziel ist es, unter die besten 20 zu gelangen, denn: «Mit einem solchen Rang können wir am Grandslam teilnehmen, dem wichtigsten Curling-Turnier der Welt.»
Pamela Schefer