GC INSIDER: An den World University Games hast Du mit Deinem Doppel-Partner Jonas Schär die Bronzemedaille gewonnen. Was bedeutet Dir dieser Erfolg?
Jeffrey von der Schulenburg: Es ist unglaublich. Die ganze Universiade (alter Name der World University Games, Anm. d. R.) zählt zu meinen schönsten Erlebnissen. Es ist genial, dass wir eine Medaille gewonnen haben, aber vor allem war es eine einmalige Erfahrung, überhaupt dort gewesen zu sein. Denn der ganze riesige Event funktioniert wie die Olympiade. Auch einige Olympiasieger, die vor Ort waren, bestätigten, dass es sehr ähnlich sei. Dort für sein Land kämpfen und eine Medaille holen zu dürfen, ist unglaublich.
Wie sind Du und Dein Doppel-Partner Jonas Schär zu einem so guten Team geworden?
Das ist eine gute Frage. Gemeinsam trainieren konnten wir eigentlich nicht viel. Als wir in China ankamen, waren wir noch nicht sicher, wer mit wem spielen wird. Wir haben uns dann vor Ort entschieden. Jonas und ich haben eine gute Connection. Das finde ich das Wichtigste: dass man sich gut versteht, unterstützt und füreinander da ist, auch wenn einer mal nicht so gut spielt. Dabei hatten wir auch viel Spass, und so ist es für uns schliesslich gut aufgegangen.
Du spielst aber nicht nur Doppel, sondern auch Einzel. Was sagt dir mehr zu?
Normalerweise das Einzel. Ich fokussiere mich darauf, weil ich das mein Leben lang gemacht habe. Auch in Zukunft möchte ich mich darauf konzentrieren. Aber das Doppel mag ich ebenfalls sehr. Denn einen Teamkameraden zu haben, macht das Ganze lustiger.
Du und Dein älterer Bruder Henry gehört beide zur Spitze im Schweizer Tennis. Vergleicht ihr euch oft miteinander?
Ja, aber auf eine gute Art. Wir sind super happy, wenn der andere Erfolg hat. Ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er an der Universiade im Einzel gewonnen hat, er hat es wirklich verdient. Trotzdem pflegen wir eine gesunde Konkurrenz und wollen im Vergleich besser sein. Wenn der eine gut spielt, spornt das den anderen an, selbst besser zu spielen.
Trainiert ihr auch gemeinsam?
Leider nicht oft, meistens nur in den Ferien und im Sommer, weil wir sonst meist an unterschiedlichen Orten sind. Ich studiere an der University of Virginia und Henry in Harvard. Letztes Jahr spielten wir aber mit unseren Schulen in der USA gegeneinander, das war sehr lustig.
Wo liegen wessen Stärken?
Wir sind uns ähnlich und spielen beide intelligent und solide von der Grundlinie. Meine Stärke ist meine Physis. Ich fühle mich meistens fit und kann mich gut bewegen. Mein Bruder hat eine super Rückhand, mit der er so gut wie keine Fehler macht. Ausserdem ist er ein eindrücklicher Kämpfer und gibt nie auf.
Wie gefällt Dir das College-Leben in den USA?
Sehr gut! Ich kann die Schule, meine sozialen Kontakte und den Sport gut miteinander verbinden. Klar, wenn ich abends vom Training nach Hause komme, muss ich halt weiter lernen und Gas geben, anstatt dass ich einfach fernsehen kann. Aber für mich passt es ideal, und zudem habe ich hier sehr viele tolle Leute kennengelernt.
Mit der University of Virginia wurdest du sogar College-Meister, was dir eine Einladung ins Weisse Haus beschert hat. Wie war dieses Erlebnis für dich?
Es war natürlich toll. Wir wurden mit allen anderen National Champions ins Weisse Haus eingeladen und durften dort Vizepräsidentin Kamala Harris treffen. Leider konnte der Präsident Joe Biden selbst an diesem Tag nicht erscheinen, was ein bisschen enttäuschend war. Denn normalerweise darf jedes Team einzeln mit dem Präsidenten in sein Oval Office. Nichtsdestotrotz war es ein fabelhaftes Erlebnis. Das Weisse Haus ist wunderschön und dort mit den Teammates auf dem Podium zu stehen war besonders!
Unterscheidet sich das Tennis an deiner Universität von den Tennisturnieren in der Schweiz?
Das Tennisspielen im College ist super cool. Es ist ähnlich wie an der Universiade in China: Dort spielte man alleine, aber nicht nur für sich, sondern für die Schweiz. Genau so ist es auch an der Uni in Amerika. Hier spiele ich für das Team und für die Schule. Wir spielen Seite an Seite auf den Courts und unterstützen uns gegenseitig, das gefällt mir sehr. Weil ich diese Art des Spiels bereits aus der Uni kenne, habe ich mich vermutlich auch an der Universiade so wohl gefühlt. Deshalb rate ich auch allen jungen GC Sportlerinnen und Sportlern: Wenn ihr die Möglichkeit habt, an die Universiade zu gehen, macht es! Es ist für jede und jeden ein einmaliges Erlebnis.
Interview: Nadja Fitz