Das Ereignis liegt über 40 Jahre zurück, als am ersten Januarwochenende 1983 im Zürcher Hallenstadion zum zweiten Mal das winterliche Hallenfussballturnier stattfand und alle Erwartungen übertraf. Während die Ränge bereits am Samstag gut gefüllt waren, platzte die Halle am Sonntag mit 14'000 Zuschauern fast aus allen Nähten.
Mit Banden, Powerplays, fliegenden Goalies und schnellen Kombinationen boten die internationalen Teams und Stars grösstes Spektakel. Unter ihnen: Franz Beckenbauer. Der Weltstar hatte im Sommer mit dem Hamburger SV seinen fünften deutschen Meistertitel gewonnen und stand kurz vor einer Rückkehr nach Übersee zu New York Cosmos, wo er noch im selben Jahr seine einmalige Spielerkarriere beendete. Dazwischen wurde er als Publikumsmagnet speziell für das Zürcher Hallenturnier engagiert, wo er Gastgeber GC verstärkte.
Und er lieferte, was man sich von ihm erhofft hatte. So berichtete die NZZ: «Beckenbauers Präsenz im GC Team erwies sich als Bereicherung, zumal seine Technik nach wie vor über alle Zweifel erhaben ist. Seine Pässe aus dem Fussgelenk verblüfften die Zuschauer manchmal ebenso wie die Mitspieler.» Aber nicht nur die Fans kamen auf ihre Kosten, auch Beckenbauer selbst schien gemäss NZZ seine wahre Freude am kleinen Spielfeld zu haben: «Seinem Gesichtsausdruck nach zu schliessen, hatte der deutsche Rekordinternationale durchaus Spass am Geschehen.»
Auch bei seinen Mitspielern hinterliess der bodenständige Weltstar einen bleibenden Eindruck. So berichtet Raimondo Ponte auf blick.ch, dass Beckenbauer während des Turniers nicht etwa in einem Zürcher Nobelhotel übernachtet hätte, sondern in Pontes Haus im aargauischen Niederrohrdorf: «Beckenbauer war zwei Nächte bei mir und meiner Frau. Er hätte ob all seiner Erfolge Star-Allüren haben können, hatte er aber nicht. Er war ein bescheidener, liebenswerter Typ.» Und auch der damalige GC Verteidiger Charly In-Albon erinnert sich gerne an das Turnier zurück und bezeichnet es als Highlight seiner Karriere, dass er die Gelegenheit hatte, mit Kaiser Franz Beckenbauer aufzulaufen.
Zum Turniersieg reichte es dem GC Team auch mit Beckenbauer allerdings nicht ganz. Im Finalspiel unterlag der Gastgeber dem jugoslawischen Meister Dinamo Zagreb knapp mit 2:1.
Maurice Desiderato
Titelbild: Keystone/STR