Wie aus dem Ei gepellt standen die neun Sandplätze und der Hartplatz zu Beginn der Ostern für die GC Tennis-Mitglieder bereit. Damit die Anlage den gewohnt hohen Standards entspricht, begann das Platzwart-Team bereits am 1. Februar mit den Vorbereitungen. «Dass wir dieses Jahr so früh damit starten konnten, die Anlage instand zu setzen, verdanken wir dem milden Wetter», erklärt Platzchef Walti Schäfer. Denn bei Frost dürfen die Sandplätze nicht betreten werden. Nachdem die Plätze von Laub, Ästen und Dreck befreit wurden, stand das Abschaben des alten Spielsandes auf dem Programm. «Dabei entfernen wir pro Platz jeweils 300 bis 400 Kilogramm», erklärt der Platzchef. Eine aufwendige und ermüdende Angelegenheit, weshalb Walti Schäfer und sein Mitarbeiter Salvatore Scanu von zwei weiteren Helfern unterstützt wurden: «Fritz Zwicky, GC Mitglied und Pensionär, sowie Jan Spinas, GC Unihockey-Spieler und Student, haben sich sehr geschickt angestellt», freut sich Walti.
Maschine ersetzt 10-Kilo-Hammer
Nach dem Abtragen des Sandes wurden die Plätze mit einer grossen Walze geebnet, bevor sie von Hand neu ausgemessen und eingezeichnet wurden. «Bis vor drei Jahren mussten wir die Linien schliesslich von Hand mit einem 10-Kilo-Hammer einschlagen, dazu sind etwa 18’000 bis 19'000 Schläge nötig», erinnert sich Walti. «Heute steht uns dafür zum Glück eine Maschine zur Verfügung.» Dadurch spart das Team rund eine Woche Arbeit ein. Und schliesslich werden pro Platz wieder rund 900 Kilogramm Sand verteilt. Dieser wird mit einem Spezialgerät eingeschwemmt, damit sich der Sand verdichtet. Nach zwei bis drei Tagen Trocknungszeit werden die Sandplätze schliesslich mit einem Stahlbesen aufgeraut. «Erst dann können wir die Netze und die Sichtschutzblenden anbringen und die Möbel auf den Plätzen verteilen», so Walti.
Vom Wässern der Oleandersträuche bis zum Waschen der GC Tücher
Parallel zu den Plätzen wird die grosse Grünfläche gepflegt. Bereits Mitte März wurde der Rasen gemäht, es folgte das Vertikutieren, Nachsähen und Düngen. Doch auch die Gräserinseln, Eibenkugeln, Hecken- und Rosenbüsche oder die Oleandersträuche brauchen viel Zuwendung. «Fast noch aufwändiger sind aber die Kieswege und der Kiesparkplatz», betont Walti. Das Unkraut wird mit dem Gasbrenner statt mit Gift entfernt. Die Gartenarbeit macht denn auch rund 50 bis 60 Prozent der Arbeit eines Platzwartes aus. Wenn die Platzwarte nicht gerade die Anlage aus dem Winterschlaf wecken, halten sie die Plätze, das Clubhaus und im Winter auch die Innenanlage in Schuss, bereiten die Plätze für Turniere vor, waschen die Handtücher, die den Mitgliedern zur Verfügung stehen, oder setzen die Kleiderordnung durch. «Bei GC wird traditionell noch in weisser Kleidung gespielt, darauf müssen wir Spieler, deren Kleider nicht konform sind, hinweisen», so Walti.
10 Jahre Platzchef
Als Platzchef kümmert sich Walti Schäfer unter anderem auch um die Budgetplanung für den Unterhalt der Anlage, die Stundeneinteilung der Platzwarte und Aushilfen oder um die Betreuung der Webseite. Er weiss mittlerweile, wie der Hase läuft; im vergangenen März feierte er sein 10-jähriges Dienstjubiläum. Der gelernte Schreiner und Sanitär arbeitete schon früher als technischer Hauswart. Da ihn die Stelle in einer Genossenschaft nicht mehr erfüllte, meldete er sich auf ein Inserat der Sektion GC Tennis Ouvert, in dem ein neuer Platzchef gesucht wurde. «Vor langer Zeit war ich als Springer fürs Sportamt tätig, wobei ich unter anderem auch auf der Tennisanlage Lengg zum Einsatz kam», erinnert er sich. Das habe Spass gemacht, weshalb er sich gut vorstellen konnte, für GC zu arbeiten. «Das Bewerbungsverfahren war allerdings aussergewöhnlich hart», so Walti. Nach zwei Gesprächen mit einem Jobbüro und weiteren mit Vizepräsident und Präsident von GC-Tennis habe er schliesslich die Zusage erhalten.
Vom Badmintonspieler zum Marathon- und Ultraläufer
Zu Beginn habe er Respekt gehabt vor der neuen Aufgabe. «Mein Vorgänger genoss ein hohes Ansehen in der Sektion», weiss Walti Schäfer. Schnell habe aber auch er eine grosse Wertschätzung erfahren. In drei Jahren wird er pensioniert. Wenn der Job dann immer noch so viel Spass mache, bleibe er vielleicht auch etwas länger. Der Sport wird ihn aber auch nach der Pensionierung weiter begleiten. Tennis habe er zwar selbst nie gespielt, vor rund 30 Jahren habe er aber intensiv Badminton ausgeübt. Er war Mitglied im Schweizer und im Aargauer Verband und hat die Ausbildung zum J+S-Leiter II absolviert. Der Mitgründer des Badmintonclubs Wildcats in Wohlen AG war sowohl in Schulsportkursen als auch in zwei Clubs als Trainer tätig. Weil er seine Kondition stärken wollte, schloss er sich irgendwann einem Laufverein an. «Zwei Wochen später hängte ich den Badminton-Schläger an den Nagel und rannte nur noch», erzählt Walti. Mittlerweile ist er über 60 Marathons- und Ultra-Marathons gelaufen. Aufgrund von Schulterproblemen musste er die letzten Jahre etwas zurückfahren. Nach einer erfolgreichen Operation letzten Herbst ist er aber seit zwei Monaten wieder im Aufbau. Das Wetter ist schon mal auf seiner Seite – sowohl beim Job als auch beim Sport. «Die Frage nach dem Wetter ist übrigens die Frage, die mir auf der Tennisanlage am meisten gestellt wird», lacht er.
Pamela Schefer