Mit der Heim-EM wartet im November 2024 ein einmaliges Highlight auf die Schweizer Handballszene. Für Chantal Wick und Era Baumann bedeutet das womöglich: Spiele vor Heimpublikum in der Basler St. Jakobshalle! Denn die beiden Spielerinnen von GC Amicitia waren bereits in den EM-Vorbereitungsspielen Teil der Schweizer Nationalmannschaft. Einen Vorgeschmack auf die EM-Heimspiele gab es bereits im letzten, spektakulären EHF EURO Cup Spiel gegen die Norwegerinnen, das in der Zürcher Saalsporthalle ausgetragen wurde. «In der eigenen, ausverkauften Halle zu spielen war ein Riesenerlebnis», strahlt Era. Dass das Spiel verloren ging, konnten sie gut verkraften. Denn Norwegen gehört zu den absoluten Spitzenteams.
Vorfreude auf die EM
An der Europameisterschaft trifft das Team nun auf Dänemark, Kroatien und die Färöer. Für Chantal Wick ein Wunschlos. Bereits vor der Auslosung kündigte sie an: «Am liebsten würde ich gegen die Färöer spielen, denn dort kenne ich viele Spielerinnen.» Nun richtet sich ihr Fokus auf die Spiele Ende Jahr: «Unser Traum wäre es, weiterzukommen und in Wien die Hauptrunde spielen zu können», schwärmt Era Baumann. Mit der EM verfolgen die Spielerinnen ein grösseres Ziel. «Wir möchten das Publikum begeistern und den Handball in der Schweiz grösser machen», erklärt Chantal Wick.
Mit vollem Rucksack zurück zu GC Amicitia
Die 30-jährige ist nicht nur in der Nati, sondern auch bei GC Amicitia ein bekanntes Gesicht. Hier hat sie ihre Begeisterung für den Handball entdeckt und ihre gesamte Juniorinnen-Zeit verbracht. Ab 2019 spielte sie als Profi in Deutschland und Dänemark, bevor sie 2023 zu GC zurückkehrte. «Ich habe meinen Rucksack an verschiedenen Stationen gefüllt und bin als bessere Handballerin zurückgekehrt», blickt Chantal auf die Auslandsjahre zurück. «Nun wieder in die Saalsporthalle einzulaufen und vor vielen bekannten Gesichtern zu spielen, ist ein schönes Gefühl.»
Handball aus jeder Perspektive
Bei GC Amicitia sorgt Chantal Wick im Rückraum für Torgefahr und in der Abwehr für Härte. «Chantal zeigt auf dem Feld viel Kampfwille», sagt Era Baumann über ihre Kollegin, «sie bringt eine sehr grosse Erfahrung mit und ich kann viel von ihr lernen.» Deshalb amtet Chantal Wick seit ihrer Rückkehr auch als Co-Trainerin von Kent Ballegaard. «In erster Priorität bin ich aber nach wie vor Spielerin», stellt Chantal klar. Und schliesslich arbeitet sie auch im Marketing des Schweizerischen Handball-Verbands SHV, wo sie den Handball aus der Businessperspektive kennenlernt. «Die Belastung ist auf jeden Fall höher als zuvor als Profi», so Chantal, «aber der SHV und GC Amicitia unterstützen mich bestmöglich.»
17-jährige Topscorerin
Era Baumann steht erst am Anfang einer vielversprechenden Karriere. Zum Handball ist sie per Zufall gekommen: «Als ich 9 Jahre alt war, verbrachte ich den Mittwochnachmittag immer bei einem Freund. Um vier Uhr musste er jeweils ins Handballtraining beim TV Unterstrass. Eines Tages bin ich mitgegangen.» Von da an begann ein rasanter Aufstieg für das Talent. Mit ihren 17 Jahren wurde Era bereits zum Publikumsliebling der SPL1 gewählt. «Man muss nur ein Spiel von Era sehen, dann versteht man das», sagt Chantal. In der aktuellen Saison ist Era Baumann Topscorerin von GC Amicita und hat in der gesamten Liga die siebtmeisten Tore erzielt.
Die junge Wilde
Von sich selbst sagt Era, sie habe einen mutigen Spielstil und traue sich, etwas zu wagen. Ihre Teamkollegin und Trainerin bestätigt das: «Era ist blitzschnell, frech auf dem Feld und hat zahlreiche spektakuläre Aktionen und Trickwürfe auf Lager.» Dank diesen Fähigkeiten durfte die 17-Jährige in dieser Saison für die Schweizer Nationalmannschaft debütieren. Damit geht für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung. 2024 schoss Era für die Schweizer Nati ihr erstes Länderspieltor. Rückblickend sagt sie: «Es ging alles so schnell – erst beim Zurücklaufen habe ich gecheckt, dass ich wirklich getroffen habe.»
Ziele für die Saison
Chantal Wick und Era Baumann haben auch mit GC Amicitia grosse Ambitionen. «Wir möchten mindestens in den Playoff-Halbfinal kommen und uns bestmöglich präsentieren», erzählt Era Baumann. «Unser eher schmaler Kader wird in den Playoffs sicher ein Thema sein – bei vielen Spielen in kurzer Zeit ist das ein Nachteil», ergänzt Chantal. Doch das Team hat schon mehrfach bewiesen, dass es über sich hinauswachsen kann und auch gegen vermeintlich bessere Gegnerinnen reüssieren.
Ihr selbsterklärtes Ziel, die Halbfinal-Playoffs zu erreichen, haben die GC Amicitia Frauen nach ihrem letzten Finalrundenspiel am vergangenen Mittwoch definitiv erreicht. Nun dürfen sie im Halbfinal ab dem 4. Mai 2024 in einer Best of 3-Serie gegen die SPONO EAGLES aus Nottwil ihr Können zeigen.
Nadja Fitz