GC INSIDER: Der Saisonstart von GC Tennis Ouvert fand dieses Jahr aussergewöhnlich früh statt. Wie fühlt sich das an, nach dem Winter zum ersten Mal die Aussenanlage wieder zu betreten?
Martin Künzli: Es fühlt sich jedes Mal fantastisch an, wenn man die Treppe hochkommt und sieht, wie die Natur, die sich eben noch im Winterschlaf befunden hat, erwacht ist, die Tische wieder im Freien stehen und die Plätze frisch in Stand gesetzt sind. Wenn in der Aussenanlage wieder Leben einkehrt und die Juniorinnen und Junioren zum Frühlingscamp zusammenkommen, wird mir jeweils ganz warm ums Herz.
Wie hast Du zum Tennis gefunden?
Meine Eltern haben Tennis gespielt, weshalb ich bereits mit 6 Jahren auch damit begonnen habe; zuerst in Zürich-Fluntern, dann in Küsnacht. Da Tennis damals noch ein saisonaler Sport war und nur im Sommer gespielt wurde, habe ich ihn wie viele andere mit Eishockey kombiniert. Das war eine ideale Ergänzung, weil man so koordinativ «am Ball blieb» und neben dem Einzelsport Tennis auch einen Teamsport ausüben konnte. Nach der Heirat mit meiner Ehefrau entschied ich mich, zu ihrem Club zu wechseln – so kam ich vor genau 40 Jahren zu GC. Ich kannte die Anlage aber bereits aus den Zeiten als Junior. Damals nahm ich mehrmals an Trainingslagern teil, die der Verband in der Kartaus-Anlage organisierte, und wurde dort unter anderem von der GC Tennistrainer-Legende Hans Huonder gefördert. Ich habe meine Leidenschaft zum Tennis übrigens weitervererbt: Auch meine Kinder spielen bei GC Tennis.
Welches waren die Highlights Deiner sportlichen Karriere?
Die Highlights sind überschaubar: 1967 belegte ich an der Stadtzürcher Juniorenmeisterschaft den zweiten Rang, kurze Zeit später wurde ich beim C-Turnier der Stadtzürcher Meisterschaften – mittlerweile gibt es andere Einteilungen – ebenfalls Zweiter. Ich habe an verschiedenen Turnieren und am Interclub als B klassiert teilgenommen. Seit meinem Eintritt in die Tennis Sektion habe ich für GC Interclub gespielt. Die Mannschaft ist über die Jahrzehnte mehr oder weniger dieselbe geblieben. Heute spielen wir nicht mehr Interclub, sind aber gute Freunde geworden und treffen uns immer noch regelmässig zum Abendessen, zu Wochenenden – dieses Jahr im Schwarzwald – oder zu einem lockeren Ballwechsel auf der Kartaus. Allerdings stehe ich nicht mehr oft auf dem Platz, da ich mit Knieproblemen zu kämpfen habe.
Seit 2016 bist Du nun Präsident von GC Tennis Ouvert…
Ich wurde damals völlig überraschend angefragt, ob ich mich im Vorstand engagieren würde, weil ich in Zürich so gut vernetzt sei. Bereits nach zwei Sitzungen erfuhr ich, dass man mir eigentlich gerne gleich das Präsidentenamt übergeben würde. Mit rund 1150 Mitgliedern ist GC Tennis der grösste Tennisclub der Schweiz. Entsprechend fällt natürlich ein grosses Arbeitspensum an. Unsere Leiterin Geschäftsstelle, Stephanie von Senger, nimmt dem Vorstand aber zum Glück viel Arbeit ab. Zudem ist es ein dankbares Amt: Wenn man die engagierten Mitglieder und die motivierten Juniorinnen und Junioren sieht, ist das eine riesige Freude.
Was konntest Du als Präsident bisher alles bewirken?
Wir haben zum Beispiel die Anlage baulich weiterentwickelt: In einer ersten Etappe wurde das Clubhaus umgebaut, in einer zweiten die Umgebung teilweise neugestaltet. So wurde auch der Zugang verlegt: Nun gelangt man vom Parkplatz direkt zum Clubhaus. In einer vierten Etappe werden nun im kommenden Winter noch die Garderoben inklusive Nasszellen im 1. Obergeschoss erneuert. Es wurde viel in die Erneuerungen investiert, doch das zahlt sich aus: Der Clubraum wie auch die Aussenanlage werden seit der Sanierung öfters von Mitgliedern für private Feste genutzt. Es finden zudem Fotoshootings von Firmen auf unserer Anlage statt. Die Feste der GC Tennisfamilie auf der Kartaus sind übrigens auch Momente, die immer in guter Erinnerung bleiben werden: so zum Beispiel das Summerbreeze-Fest, das 2019 etwa 250 Gäste auf die Kartaus lockte. Oder das Fest zum 100-Jahr-Jubiläum der Kartausanlage: Rund 600 Gäste haben an einem warmen Sommerabend zusammen gefeiert. Solche Feste sind unglaublich wertvoll für den Zusammenhalt eines Clubs, insbesondere in einer Sportart, in der man eher als Einzelspieler und nicht im Team antritt.
Aber auch viele sportliche Erfolge fallen in Deine Amtszeit.
Ja, GC Tennis ist sehr erfolgreich unterwegs. Vor zwei Jahren gab es sogar ein Double zu feiern: An der Interclub NLA-Meisterschaft holten sowohl das GC Damen- als auch das GC Herren-Team den Schweizermeistertitel. Das gab es zuletzt vor 20 Jahren. Und vergangenes Jahr holten sich die GC Damen sogar den dritten Schweizermeister-Titel in Folge. GC Tennis ist Rekordschweizermeister, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Es zahlt sich aus, dass wir den nationalen Sport fördern und es jungen Talenten ermöglichen, Interclub zu spielen.
Es fällt auf, dass viele Präsidenten der GC Sektionen Rechtsanwälte sind – so auch Du. Worauf ist das Deiner Meinung nach zurückzuführen?
Nach einem Jus-Studium hat man natürlich eine gute Grundausbildung, kann systematisch und lösungsorientiert denken und gut mit Menschen umgehen. Das ist auch in einem Präsidentenamt sehr hilfreich. Zudem ist ein solches Engagement vermutlich besser mit dem Job als Rechtsanwalt vereinbar als beispielsweise mit einer beruflichen Tätigkeit als Arzt. Aber ich nehme an, es ist Zufall, dass es bei GC so viele Rechtsanwälte unter den Präsidenten gibt.
Hast Du neben Job und Präsidentenamt noch Zeit für weitere Hobbys?
Da ich auf ärztliches Anraten wegen meines Knies etwas mit dem Tennis zurückfahren musste, spiele ich mittlerweile auch Golf. In meinem Alter ist es einfacher, einen liegenden Ball zu spielen. Zudem fahre ich immer noch gerne Ski, reise viel und bin sehr musikaffin. Deshalb engagiere ich mich auch noch in zwei kulturellen Stiftungen, die Kulturschaffende und Institutionen unterstützen.
Was ist für Dich typisch GC Tennis Ouvert?
GC Tennis Ouvert steht für einen starken Zusammenhalt. Es ist beeindruckend, wie sich die Kartaus-Anlage in 100 Jahren von einem Bauernhof zu einem Ort gewandelt hat, an dem eine «Familie» mit über 1100 Mitgliedern zusammenkommt, Siege feiern und Niederlagen verarbeiten kann und an dem viele Freundschaften entstehen. Deshalb pflegen wir die Kartaus wie unser Zuhause. Es gefällt mir aber auch, wie die Beziehungen unter den zwölf GC Sektionen gepflegt werden: Immer wieder gibt es sektionsübergreifende Anlässe, an welchen man die anderen Sportarten etwas besser kennenlernen kann. Das trägt sehr zum Gemeinschaftsgefühl von GC bei und zeichnet uns als einen speziellen Verein aus.
Pamela Schefer