Count
PRÄSIDENT IM GESPRÄCH: CHRISTIAN GROMMÉ IST GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN
Foto: zVg

PRÄSIDENT IM GESPRÄCH: CHRISTIAN GROMMÉ IST GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

Voller Einsatz für den Sport und den Club – das geht nicht nur auf dem Spielfeld. Mit Weitsicht, Geschick und Engagement legen die Vorstände im Hintergrund den Grundstein für Sport auf höchstem Niveau. Deshalb kommen in der Serie «Präsident:in im Gespräch» die Präsidentinnen und Präsidenten der GC Sektionen zu Wort und sprechen über Ziele und Herausforderungen – in dieser Ausgabe Christian Grommé, der neue Präsident von GC Rudern.

GC INSIDER: Du hast die Nachfolge von Tobias Fankhauser angetreten, der 13 Jahre lang Präsident von GC Rudern war. Was wird sich nun ändern?

Christian Grommé: Ich werde zwar meinen Stil einbringen, aber viel ändern wird sich vorerst wohl nicht. Tobias hat eine tolle Arbeit gemacht, diesen Kurs werde ich beibehalten.

Wie kam es dazu, dass Du Präsident geworden bist?

Tobias Fankhauser hat mich vor etwa zwölf Jahren aus dem Vorstand verabschiedet, weil ich bei Blue Blade, dem Gönnerverein von GC Rudern, das Präsidentenamt übernommen habe. Obwohl ich also schon länger nicht mehr im Vorstand war, kam Tobias vor etwa einem Jahr auf mich zu. Es war ihm wichtig, dass jemand seine Nachfolge antritt, der selbst Erfahrung im Leistungssport mitbringt. Nachdem wir über die verschiedenen Aufgaben, welche dieses Präsidentenamt mit sich bringt, gesprochen haben, habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt.

Du hast das Amt im März übernommen, wie war der Einstieg?

Ich habe die Arbeit von Tobias fortgeführt und gleichzeitig versucht, die fehlende Vorstandserfahrung aufzuholen, indem ich mit den Vorstandsmitgliedern persönliche Gespräche geführt habe. Sie haben mich mit wertvollen Informationen versorgt. Zudem nehme ich an möglichst allen Anlässen und Treffen teil, um mir einen guten Überblick zu verschaffen und mich mit den Vereinsmitgliedern auszutauschen.

Welche Herausforderungen stehen nun an?

Was uns in naher Zukunft beschäftigen wird, ist die Umgestaltung des Mythenquais. Die Stadt Zürich plant unter anderem, den Parkplatz aufzuheben und die Bootswiesen der Rudervereine öffentlich zugänglich zu machen. Dadurch hätten wir mit mehreren Problemen zu kämpfen: Einerseits sind Ruderer häufig schon früh morgens auf dem See, wenn noch keine ÖV fahren. Daher ist es für sie kaum möglich, auf das Auto zu verzichten. Andererseits birgt eine Öffnung der Bootswiesen erhebliche Gefahren: Schon an Land wird es schwierig, wenn die Ruderer ihre Boote zwischen Menschen hindurchschlängeln müssen, die sich in der Wiese sonnen. Wenn sich dann aber die schnellen Ruderbote auch noch das Wasser mit Schwimmenden teilen müssen, sind Unfälle vorprogrammiert. Um da eine praktikable Lösung zu finden, müssen wir nun eng mit der Stadt zusammenarbeiten.

Vergangenes Jahr hat die GC Sektion Rudern nach fast 120 Jahren beschlossen, auch Frauen als Mitglieder aufzunehmen. Was braucht es jetzt, damit auch Frauen bei Euch trainieren können?

Es gibt bereits heute zwei junge Frauen, die bei uns trainieren. Wenn alles glatt läuft, nehmen sie noch in dieser Saison an einer ersten Regatta teil. Auf dem See herrschen zwar dieselben Voraussetzungen für Frauen wie für Männer. Im Bootshaus ist das leider noch nicht der Fall. Die Frauen brauchen noch eine eigene Garderobe mit Duschen. Die Pläne dafür bestehen bereits, jetzt geht es an die Umsetzung.

Wie bist Du selbst zum Rudern gekommen?

Ich habe als Junge bei GC Handball gespielt, doch mein Team wurde irgendwann aufgelöst und ich hätte mit Älteren zusammenspielen müssen. Mein Vater, der selbst ruderte, empfahl mir, einmal bei GC Rudern zu schnuppern. Also nahm ich an einem Mittwochskurs teil. Einige Monate später kam nach den Sommerferien ein zweites Training pro Woche dazu. Im Herbst nahm ich bereits zum ersten Mal an einer Regatta auf dem Zürichsee teil und konnte dabei gleich auch meinen ersten Sieg mit nach Hause nehmen. Das war sehr eindrücklich, ich erinnere mich noch sehr gut daran, obwohl es fast 40 Jahre her ist. Ich bin damals in den Club gekommen, um zu bleiben.

Welche weiteren Highlights Deiner sportlichen Karriere sind Dir in Erinnerung geblieben?

1988 holten wir im Zweier und im Achter den Doppel-Schweizermeister-Titel. Das war eine sehr bewegte Saison. Zudem ruderte ich im U23-Team für die Schweiz. Und 1992 durften wir an der Studenten-Weltmeisterschaft in Polen teilnehmen.

Ruderst Du heute noch?

Ja, ich bin noch etwa drei- bis viermal pro Woche auf dem See anzutreffen.

Hast Du daneben noch Zeit für weitere Leidenschaften?

Viel Zeit bleibt neben Familie, Job und Rudern tatsächlich nicht mehr, ich singe aber auch noch in einem lokalen Gospel-Chor.

Als Co-Geschäftsleiter eines Kinderbetreuungs-Vereins bist Du unter anderem für die Finanzen zuständig. Gibt es dabei Know-how, das Dir nun die Arbeit als Präsident erleichtert?  

Grosse Überschneidungen gibt es zwar nicht, aber man muss in beiden Positionen die Übersicht behalten und mit verschiedensten Menschen umgehen können, seien dies Kinder, Jugendliche, Eltern, Leistungssportler oder Breitensportler. Als Geschäftsleiter habe ich zwar nicht direkt mit den Kindern zu tun, trotzdem arbeitet man in einem teils lauten und oft turbulenten Umfeld. Dabei ist es wichtig, möglichst Ruhe zu bewahren und mit Bedacht vorzugehen. Ich bin also sowohl im Job als auch bei GC der ruhende Pol im Hintergrund.

Was ist für Dich typisch GC Rudern?

Wir sind eine grosse Familie, die im Bootshaus ein zweites Zuhause gefunden hat. Alle Generationen versammeln sich unter einem Dach, machen hier ihre Hausaufgaben, finden Freunde, trainieren zusammen, leiden zusammen und feiern zusammen. Schliesslich muss man auch im Boot aufeinander achten, sich gegenseitig motivieren und manchmal aus Krisen heraushelfen. Das schweisst zusammen. Auch wenn jemand für eine längere Zeit ins Ausland geht, wird er bei seiner Rückkehr herzlich empfangen. Nicht nur ich bin gekommen, um zu bleiben. Diese Aussage widerspiegelt auch den Spirit von GC Rudern.

Pamela Schefer