GC INSIDER: Vor 17 Jahren hast Du Dich ins Rugby verliebt. Wie kam es dazu?
Simone Small: Als Kind habe ich Ballett gemacht, einen Teamsport habe ich nie ausgeübt. Als ich dann aber am Gymnasium 2004 für ein Austauschjahr nach Canberra, Australien ging, lernte ich dort Rugby kennen. Nach meiner Rückkehr suchte ich in Zürich nach einer Möglichkeit, mein neues Hobby weiterzuverfolgen und kam zum Rugby Club Zürich, der 2010 zur Sektion GC Rugby stiess.
Was gefällt Dir an diesem Sport?
Ich mag dieses körperlich fordernde Spiel sowie die Strategie und die Taktik, die es dazu braucht. Jede Spielposition trägt mit ihren Eigenschaften zum Erfolg eines Spiels bei – sei das zum Beispiel mit Stärke oder Schnelligkeit. Indem man zusammen immer an seine Grenzen geht und alles für sein Team gibt, ist der Zusammenhalt sehr stark. Zudem gefällt mir der soziale Aspekt: Nach einem Spiel geht man nicht gleich nach Hause, sondern man lässt den Abend gemeinsam mit dem gegnerischen Team bei einem Essen oder einem Drink ausklingen. GC ist wie eine zweite Familie. Das hat sich auch gezeigt, als ich im Sommer 2023 Mami wurde: Mein Team hat mich regelmässig besucht und mich bekocht.
Hast Du das Rugby-Spielen aufgegeben, als Deine Tochter geboren wurde?
Ich habe damals kurz pausiert, bin dann aber – etwas reduziert – nochmals als Spielerin zurückgekehrt, weil ich noch einen richtigen Abschluss finden wollte. Mein Ziel war zudem, zur Spielerin mit den meisten Spielen für GC zu werden. Schliesslich war ich noch bis zur Rückrunde im vergangenen Frühling auf dem Spielfeld und konnte den Rekord knacken.
Du hast auch für das Schweizer Nationalteam gespielt. Was waren die Highlights Deiner aktiven Karriere in der Nati und bei GC?
Bei der Nati durfte ich im Siebner-Rugby an einem Europameister-Spiel gegen England antreten. England ist die Rugby-Nation schlechthin, weshalb wir dieses Team immer etwas verfolgt haben. Mit ihnen auf dem Spielfeld zu stehen, war eine grosse Ehre. Ein weiteres Highlight waren die Trainingswochenenden mit den Nationalmannschaften aus Deutschland und Frankreich, die in Luzern stattfanden. Auch bei GC gab es viele Highlights. Wir durften einige Schweizermeisterschaften der Nationalliga A gewinnen. Doch auch abseits vom Spielfeld haben wir vieles zusammen erlebt: Wir haben uns beispielsweise gemeinsam internationale Spiele vor Ort angesehen, so auch die Frauen-WM in Frankreich und in Nordirland.
Vergangenen Juni hast Du bei GC Rugby das Präsidentenamt übernommen. Wie war der Einstieg?
Da mein Vorgänger Josh Bjornson alles super organisiert hat, konnte ich das Amt unkompliziert übernehmen. Zudem steht mir ein toller Vorstand zur Seite. Alle ziehen an einem Strick, nicht nur der Vorstand, auch die Spieler und die «Golden Oldies», wie bei uns die Veteranen genannt werden.
Was wirst Du anders machen als dein Vorgänger?
Viel werde ich wohl nicht ändern, Josh hat alles gut aufgegleist. Aber wir werden in kleinen Schritten die kommenden Herausforderungen angehen, darunter beispielsweise einen guten Coaching-Staff aufzubauen und die Infrastruktur auszubauen. Wir wollen die Rahmenbedingungen optimieren, damit sich der Nachwuchs voll entfalten kann und alle Teams wieder Meisterschaften gewinnen können.
Sowohl als Präsidentin der Development Kommission des nationalen Verbands «Suisse Rugby» als auch in Deinem Beruf als Leiterin des Sportbereichs einer gemeinnützigen Stiftung bist Du dafür zuständig, Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern und ihnen einen passenden Platz zu verschaffen. Inwiefern kannst Du das nun in Deinem Amt als Präsidentin nutzen?
Es ist vielmehr so, dass ich die Erfahrung aus meinen Tätigkeiten bei «Suisse Rugby» und GC im Beruf einbringen kann. Ich weiss aus der Praxis, wo es Probleme gibt, welche Strukturen und welche Mittel ein Verein braucht. Mit diesem Wissen können wir den Vereinen dabei helfen, sich zu professionalisieren und den Kindern und Jugendlichen ein geeignetes Umfeld zu bieten.
Sport und Rugby nehmen einen Grossteil Deines Lebens ein, auch Dein Mann Finlay Small ist Rugby-Spieler bei GC. Was tust Du, wenn Du gerade nicht mit Sport beschäftigt bist?
Mein Mann hat sich in den letzten Monaten eher aus dem Rugby zurückgezogen, um mich bei meinem Abschluss als Rugby-Spielerin und bei meinem neuen Amt als Präsidentin zu unterstützen, was als Mami ja nicht ganz einfach ist. Nun plant er aber, wieder mehr auf dem Spielfeld zu stehen. Bei uns ist es also tatsächlich so, dass neben Sport, Beruf und Familie nicht mehr viel Platz hat.
Was ist für Dich typisch GC Rugby?
Bei GC Rugby herrscht eine sehr herzliche und familiäre Atmosphäre. Bei Spielen versammeln sich jeweils Aktive, ehemalige Spieler, die «Golden Oldies», Familienmitglieder und Fans neben dem Spielfeld, um über Rugby zu fachsimpeln und die Teams anzufeuern. Nach dem Spiel stossen immer auch die Gegner dazu. Dieser gesellige Aspekt zeichnet wohl die gesamte Rugby-Szene aus und wir zelebrieren das auch bei GC.
Pamela Schefer