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PRÄSIDENT IM GESPRÄCH: SILVAN KELLER, VOM FAN ZUM PRÄSIDENTEN
Foto: zVg

PRÄSIDENT IM GESPRÄCH: SILVAN KELLER, VOM FAN ZUM PRÄSIDENTEN

Voller Einsatz für den Sport und den Club – das geht nicht nur auf dem Spielfeld. Mit Weitsicht, Geschick und Engagement legen die Vorstände im Hintergrund den Grundstein für Sport auf höchstem Niveau. Deshalb kommen in der Serie «Präsident:in im Gespräch» die Präsidentinnen und Präsidenten der GC Sektionen zu Wort und sprechen über Ziele und Herausforderungen – in dieser Ausgabe Silvan Keller, Präsident von GC Fussball.

GC INSIDER: Silvan, Du warst zwar bereits als Primarschüler GC Fan, hast aber selbst beim FC Witikon gespielt. Wie kommt’s?

Silvan Keller: Ich bin in Witikon aufgewachsen und viele meiner Mitschüler haben im Quartierverein gespielt. Deshalb war es naheliegend, dass ich für den FC Witikon spielte. Zudem fokussierte sich GC damals in den 90ern schon auf Juniorenebene auf den Leistungsfussball, weshalb es für mich ohnehin schwer geworden wäre, dort Fuss zu fassen, zumal mir das Talent zum grossen Fussballer fehlte.

An welche Highlights in Deiner sportlichen Karriere erinnerst Du Dich am liebsten?

Da ich über längere Zeit mit denselben Freunden zusammenspielen konnte, habe ich diese Zeit in guter Erinnerung. Wir hatten einen sehr guten Teamspirit. Und auch die Turniere im Ausland waren natürlich sehr abenteuerlich.

Später hast Du die IG GC Züri ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen Fangemeinde und Clubführung zu fördern. Was konntest Du damit erreichen?

Damals, vor 20 Jahren, waren die Fronten zwischen Fans und Club sehr verhärtet. Die Fans hatten zahlreiche Anliegen, waren aber nicht institutionell organisiert, weshalb es für sie schwierig war, sich Gehör zu verschaffen. Mit der IG GC Züri wollte ich mit anderen Fans ein Gefäss schaffen, um Fananliegen zu bündeln und mit den Clubverantwortlichen in den Dialog zu treten. Wir konnten damals einen konstruktiven Austausch etablieren, der bis heute weitergeführt wird. Irgendwann ist in den Chefetagen der Clubs, so auch bei GC, die Erkenntnis gereift, dass der Profifussball von den Fans auf den Rängen lebt und die Berücksichtigung von Fananliegen auch im Interesse des Vereins liegt. Und mittlerweile habe ich selbst ja die Seite gewechselt, wobei ich die meisten Spiele immer noch in der Fankurve schaue.

Genau: 2020 hast Du das Präsidentenamt übernommen, mitten in der akuten Phase der Corona-Pandemie. Wie war das damals?

Das war natürlich eine Ausnahmesituation, niemand hatte Erfahrungen mit einer Pandemie. Uns beschäftigten vor allem organisatorische Fragen, sprich: Wann durfte unter welchen Bedingungen trainiert und gespielt werden. Unweit härter traf es natürlich den Profifussball, da plötzlich ein substantieller Teil der Einnahmen wegfiel. Mit diesen Herausforderungen hatten wir nicht zu kämpfen, was natürlich eine grosse Erleichterung war. Gleichzeitig stellten wir mit meinem Amtsantritt auch den Sektionsvorstand neu auf. Es gab zuvor viele Wechsel, weshalb sich das Vorstandsteam neu einspielen musste.

Durch die Grasshopper Fussball AG und die GC Frauenfussball AG, die unabhängig vom Verein GC organisiert sind, gestaltet sich die GC Fussball-Sektion anders als die anderen Sektionen. Inwiefern unterscheidet sich Dein Amt von jenem der anderen Sektionspräsidenten?

Einerseits sind wir mit rund 2000 Mitgliedern und zahlreichen Schnittstellen unter anderem zu den AGs, zu Partnern und mit mehreren internen Gefässen die grösste und komplexeste der GC Sektionen. GC Fussball steht auch am meisten unter medialer Beobachtung, was Fluch und Segen zugleich ist. Andererseits können wir natürlich auch auf einen grösseren Pool an engagierten Mitgliedern zurückgreifen. Bei den Präsidenten-Konferenzen wird aber immer wieder deutlich, dass wir mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind wie die anderen Sektionen, wie zum Beispiel bei der Platzbelegung oder bei administrativen Themen.

Welche Meilensteine hast Du als Sektionspräsident in den letzten Jahren erreicht?

Nachdem sich der GC Fussball vor 30 Jahren nur noch auf den Leistungssport fokussiert und bedauerlicherweise vom Amateurfussball verabschiedet hatte, konnten wir vor vier Jahren wieder eine Amateurmannschaft auf die Beine stellen. Der Breitensport ist für GC von zentraler Bedeutung, nicht nur weil unsere Wurzeln im Amateursport liegen. Der Profifussball ist das Flaggschiff von GC, der Amateursport das Rückgrat des Clubs. GC setzte jahrzehntelang auf beide Pferde und war auch deshalb so erfolgreich, weil er im Kern ein Verein geblieben ist. Andere GC Sektionen verfolgen diese Philosophie bis heute mit grossem Erfolg. Im Leistungssport herrscht eine hohe Fluktuation, die Verbundenheit mit dem Club festigt sich vor allem im Breitensport. Durch den Breitensport gewinnen wir zahlreiche motivierte Mitglieder, die sich auch später für den Club in verschiedensten Funktionen engagieren. 
Eine weitere Errungenschaft ist der inzwischen beträchtliche Archiv-Bestand zum GC Fussball, den wir in den letzten Jahren zusammengetragen haben. Zuvor wurde leider nichts systematisch archiviert, was angesichts der Geschichtsträchtigkeit unseres Clubs einigermassen erstaunt. Aus diesem Fundus entstand 2022 zudem das Buch «Grasshoppers – Fussball in Zürich seit 1886». Die Traditionspflege ist ein wichtiger Pfeiler der Fussball Sektion und soll es auch bleiben.

2020 hast Du gehofft, die strikten Sektoren von Gönnervereinigungen, Fans und Zuschauern im Stadion aufweichen zu können. Dazu hast Du Dich selbst während der Spiele im Letzigrund in den verschiedenen Sektoren bewegt und das Gespräch gesucht. Wie sieht es heute aus?

Die Sektorentrennung ist dem Vereinsleben nicht zuträglich, die eh schon überschaubare Zuschauermasse wird durch die Sektorentrennung zusätzlich fragmentiert. Im Hardturm konnte man frei zirkulieren, Haupttribüne und Estrade Ost teilten sich die legendäre Pissoirrinne und den Angstwurststand. Nach den Vorgaben der Polizei und der Liga müssen Sektoren heute strikt getrennt werden. Im vergangenen Herbst haben wir anlässlich einer Partie gegen den FC Lugano aber nur zwei Sektoren geöffnet, wodurch sich die Fankurve und Gegentribüne durchmischten, was auf sehr positive Resonanz stiess. Ich selbst bewege mich zudem nach wie vor in den verschiedenen Sektoren.

Auffällig viele GC Sektionspräsidenten sind Anwälte – so auch Du. Haben Anwälte Deiner Meinung nach einen Vorteil in diesem Amt?

Als Anwalt hat man Erfahrung im Umgang mit Behörden, Institutionen und Reglementen, damit bringt man sicher das nötige Rüstzeug für das Präsidialamt mit. Ausserdem sind im Anwaltsberuf Ausdauer und Hartnäckigkeit gefragt. Auch diese Tugenden sind in diesem Amt bestimmt nützlich.

Gibt es neben dem Fussball weitere Leidenschaften von Dir?

Ich erkunde auf dem Velo Land und Leute. Zudem führt mich mein Interesse für Architektur, Fotografie und Design immer wieder an spannende Orte im In- und im Ausland.

Was ist für Dich typisch GC Fussball?

GC verbindet eine lange Tradition. Viele Familien sind schon seit Generationen mit GC verbunden und engagieren sich für den Verein, ohne sich ins Rampenlicht zu stellen. Diese vornehme Zurückhaltung ist sicher typisch GC.  

 

Pamela Schefer

  • Silvan Keller ist seit bald fünf Jahren Präsident von GC Fussball. Foto: zVg